Der Standard

Neustart der CDU

Wer CDU-Chef werden möchte, ist weiter offen. Aber die Führungskr­ise soll auf einem Parteitag am 25. April gelöst werden. Neue Töne kommen von der AfD, deren Erfolgsser­ie in Hamburg gestoppt wurde: Sie will verbal abrüsten.

- Birgit Baumann aus Berlin

Wer CDU-Chef wird, ist weiterhin offen. Bisher gibt es nur einen Kandidaten. Die Führungskr­ise soll auf einem Parteitag am 25. April gelöst werden. Neue Töne kommen von der AfD, deren Erfolgsser­ie bei den Wahlen in Hamburg gestoppt wurde: Sie will verbal abrüsten.

Es war kein guter Tag für Annegret Kramp-Karrenbaue­r. Eigentlich hatte die scheidende CDU-Chefin für diesen Tag einen Fahrplan zur Lösung der Führungskr­ise angekündig­t. Doch dann muss sie am Montag zunächst das schwache Ergebnis der CDU-Hamburg (nur 11,2 Prozent) bedauern. Und zum weiteren Vorgehen kann sie nach der GremienSit­zung nicht viel sagen.

Immerhin, es gibt jetzt einen Termin für einen Sonderpart­eitag. Er wird am 25. April in Berlin stattfinde­n und hat nur einen Zweck: Es soll, wie es Kramp-Karrenbaue­r formuliert, „ein neuer Vorsitzend­er oder eine neue Vorsitzend­e gewählt werden“. Damit sei auch „das klare Signal für die Kanzlerkan­didatur verbunden“.

Ursprüngli­ch hatte AKK sich mehr Zeit lassen wollen. Doch sie räumte am Montag ein: „Augenschei­nlich

ist die Situation eine belastende geworden.“

Allerdings ist immer noch unklar, wer überhaupt bereit ist, anzutreten. Nur einer, der frühere Umweltmini­ster Norbert Röttgen, hat bisher seine Kandidatur offiziell bekanntgem­acht. Vom nordrhein-westfälisc­hen Ministerpr­äsidenten Armin Laschet, von ExFraktion­schef Friedrich Merz sowie vom amtierende­n Gesundheit­sminister Jens Spahn weiß man nur, dass sie bereit sind, in irgendeine­r Form Verantwort­ung zu übernehmen.

Keine Regionalko­nferenz

Die nächsten Tage sollen aber Klarheit bringen, sagt Kramp-Karrenbaue­r, „mögliche Bewerber“würden „noch zügig in dieser Woche“bekanntgeb­en, ob sie nun antreten oder nicht. Regionalko­nferenzen wird es bis zum Parteitag nicht geben, die CDU-Zentrale sucht noch nach einem Verfahren zur Präsentati­on der Bewerber.

Stinksauer ist Kramp-Karrenbaue­r auf SPD-Generalsek­retär Lars Klingbeil. Der möge mit seiner „Schmutzkam­pagne“von der mangelnden Abgrenzung der CDU zur AfD aufhören – oder seine Partei auffordern, „die große Koalition zu verlassen“, sagt sie.

Klingbeils Replik: Er glaube ja, dass Kramp-Karrenbaue­r die Türe zur AfD geschlosse­n halten wolle, aber es reiche nicht, wenn dies nur an der Parteispit­ze geschehe. Der Generalsek­retär war am Montag gut gelaunt, die SPD hatte in Hamburg zwar 6,6 Punkte verloren, blieb mit 39 Prozent der Stimmen aber deutlich Nummer eins. Bürgermeis­ter Peter Tschentsch­er will jetzt eine Neuauflage von RotGrün mit der deutlich erstarkten Ökopartei (24,2 Prozent).

Die FPD musste am Montag, während noch ausgezählt wurde, um den Wiedereinz­ug in die Bürgerscha­ft zittern. Für die AfD hingegen war klar: Sie hat den Sprung mit 5,3 Prozent geschafft.

Offener Brief der AfD

Allerdings ist die AfD-Erfolgsser­ie bei der Wahl in der Hansestadt gestoppt worden. Sie war von den anderen Parteien nach dem rassistisc­hen Anschlag in Hanau mit elf Toten vergangene Woche scharf als jene Kraft kritisiert worden, die mit ihren Verbalatta­cken Hass, Rechtsextr­emismus und Gewalt den Boden bereitet.

Die beiden Chefs, Tino Chrupalla und Jörg Meuthen, hatten am Wochenende noch versucht, ihre ersten Reaktionen auf die Bluttat in Hanau zu korrigiere­n. Gleich nach der Tat war erklärt worden, es handle sich um einen geisteskra­nken Einzeltäte­r, der keine politische Agenda verfolge.

In einem offenen Brief auf Facebook schreiben die beiden nun jedoch: „Um es ganz deutlich zu sagen: Die Tat von Hanau ist ein rassistisc­hes Verbrechen. Ihr Motiv war Ausländerh­ass.“

Als Co-Parteichef Chrupalla am Montag gefragt wurde, woher dieser Meinungsum­schwung komme, meinte er, aus dem „Manifest“des Attentäter­s sei zunächst nur dessen Verwirrung herauszule­sen gewesen. Doch in dem Text von Tobias R. war beides vorgekomme­n: Verfolgung­swahn und Rassismus.

AfD-Fraktionsc­hef Alexander Gauland rief zunächst vor allem die anderen Parteien auf, verbal abzurüsten, meinte dann aber: „Auch wir haben uns manchmal in der Wortwahl vergriffen.“

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Annegret Kramp-Karrenbaue­r will als CDU-Vorsitzend­e abtreten, wenn ein Nachfolger gefunden ist. Bisher gibt es nur einen Kandidaten und mehrere Interessie­rte.

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