Werden die Abfangjäger ein Waterloo für die Justiz?
Pflichtersatzfach kommt mit einem Jahr Verspätung
Wien – Jetzt ist es offiziell bestätigt: Der von Türkis-Blau für Herbst 2020 angekündigte, verpflichtende Ethikunterricht für „Religionsabmelder“und Kinder ohne Religionsbekenntnis startet – wiewohl unverändert ins türkis-grüne Koalitionsprogramm übernommen – erst ein Jahr später als geplant. „Die konkrete Umsetzung soll aufsteigend ab dem Schuljahr 2021/22 erfolgen“, heißt es in der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage der SPÖ durch Bildungsminister Heinz Faßmann.
Anfang September 2019 hatte die damalige Ressortchefin der Beamtenregierung, Iris Rauskala, im STANDARD-Interview zum Starttermin Herbst 2020 gemeint: „Das geht sich noch aus.“Noch im November ging man im Ministerium vom planmäßigen Start des Fachs Ethik in der neunten Schulstufe in AHS und polytechnischen Schulen ab 2020/21 und im Folgejahr an BHS aus – jedoch immer mit dem Zusatz, dass dafür ein Beschluss des neuen Unterrichtsfachs
im Parlament nötig sei. Den gibt es noch immer nicht. Dabei wäre das Ministerium startklar, schreibt Faßmann in der Anfragebeantwortung: „Die Umsetzungspläne liegen weitgehend vor.“
SPÖ-Bildungssprecherin Sonja Hammerschmid wollte auch wissen, wie viele Schülerinnen und Schüler österreichweit am Ethikunterricht teilnehmen werden. Das Bildungsressort geht von rund 105.000 aus. „Das entspricht nicht einmal zehn Prozent der Schülerinnen und Schüler und ist somit ein Minderheitenprogramm“, sagt Hammerschmid zum STANDARD.
Sie plädiert weiter für einen gemeinsamen Ethikunterricht und „damit für pluralistische Wertevermittlung für alle Schülerinnen und Schüler – unabhängig vom Bekenntnis und jedenfalls auch für Zehn- bis 14-Jährige. Niemand versteht, warum Kinder mit katholischem, jüdischem oder islamischem Glauben nicht gemeinsam mit Kindern ohne Religionszugehörigkeit über Ethik, Gleichberechtigung, Demokratie und Werte sprechen sollen.“