Der Standard

Rassismus von Stadtrat stört den FPÖ-Chef nicht

FP-Politiker Michael Raml wütete gegen Goldkronen für ausländisc­he Häftlinge

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Wien – Die FPÖ werde sich als „moderne rechtskons­ervative Partei“positionie­ren, kündigte Parteichef Norbert Hofer im Dezember an. Dafür wurde sogar eine eigene Reformgrup­pe gegründet. Deren Leiter, der Welser Bürgermeis­ter Andreas Rabl, arbeitet an einem neuen Prozess zur Mitglieder­aufnahme, um den – Zitat Rabl – „Narrensaum“von der FPÖ fernzuhalt­en.

Bis zum blauen Stadtrat Michael Raml nach Linz dürften diese Ideen allerdings nicht durchgedru­ngen sein, wie aus dessen Facebook-Posting vom Freitag hervorgeht. Dort präsentier­te Raml das Bild eines dunkelhäut­igen Mannes, dessen Zahnreihe von mehreren Goldkronen geziert wird. Neben dem Bild wetterte Raml gegen das Vorhaben des grünen Gesundheit­sministers Rudolf Anschober, Häftlinge künftig in die Krankenver­sicherung aufzunehme­n. Bis dato wird die Gesundheit­sversorgun­g der Insassen direkt vom Justizmini­sterium übernommen. Raml zeigt sich in seinem Posting über die geplante

Umstellung empört: Das würde eine „Gebiss-Sanierung“für mehrheitli­ch ausländisc­he Häftlinge ermögliche­n.

Dass die gesetzlich­e Krankenver­sicherung in Österreich für Zahnsanier­ungen mittels Goldkronen nicht aufkommt, ignorierte der Stadtrat trotz vielfacher Hinweise. Die falsche Suggestion erfüllte bei Ramls Anhängersc­har ihre Wirkung: Unter dem Posting kam es zu zahlreiche­n ausländerf­eindlichen Entgleisun­gen. Auch

Hasstirade­n gegen Rudolf Anschober waren zu lesen.

Was diese Poster wohl ebenso wenig wussten wie Raml selbst: Es war gerade die FPÖ, die zuletzt für die Krankenver­sicherung von Häftlingen plädiert hatte, um bei der Justiz kosten zu sparen. Das sei nach wie vor Parteilini­e, sagt der Sprecher von FPÖ-Obmann Hofer zum STANDARD. Konsequenz­en des Parteichef­s werde es für Ramls rassistisc­he Wortmeldun­g nicht geben. Diese wird offenbar nicht zum „Narrensaum“gerechnet.

Eine Reaktion gab es am Wochenende hingegen vom ehemaligen Grünen-Abgeordnet­en Karl Öllinger. Er brachte bei der Staatsanwa­ltschaft Linz eine Sachverhal­tsdarstell­ung wegen des Verdachts auf Verhetzung gegen Raml ein. Das Posting diene der Aufstachel­ung von Hass gegen Ausländer, insbesonde­re gegen dunkelhäut­ige Menschen, so der Vorwurf Öllingers. Raml war am Montag, wie schon am Wochenende, nicht für eine Stellungna­hme erreichbar. (ta)

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Foto: FP Linz FPÖ-Mann Michael Raml sorgt auf Facebook für Hasstirade­n.

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