Symphoniker mit Orozco-Estrada
Es wird Beethovens Violinkonzert bei Zeitgenossen ein gewisses Staunen ausgelöst haben. Es ist ja ein Opus von kühner Ausdehnung. Darüber hinaus staunt auch der lebendige Hörer, wenn er in einer Kadenz zur Geigenstimme auch Paukenimpulse vernimmt. Die Kadenzen sind diesfalls natürlich der Klavierfassung des Violinkonzertes entnommen, die schließlich für Geige rückadaptiert wurden und im Wiener Musikverein in der Obhut des Violinisten Leonidas Kavakos lagen.
Begleitet von den Wiener Symphonikern unter ihrem nahenden Chefdirigenten Andrés OrozcoEstrada kämpfte der Grieche zunächst zwar mit intonatorischen Problemen. Von Episode zu Episode rundete sich allerdings sein Vortrag, der süße Kantilenen ebenso im Ausdrucksrepertoire führt wie das Zünftige und das bewusste „Aushauchen“von Tönen. In Summe nicht ganz ausgewogen die Version, aber interessant durch Kontraste und die Hereinnahme der Kadenzen.
Vollendet und leicht – als Zugabe – allerdings das Adagio aus der 1. Violinsonate von Vater Bach: quasi ein Vorbote jenes romantischen Schönwetters, das bei Antonín Dvořáks neunter Symphonie dominieren sollte. Wie in Sonnenstrahlen gehüllt, schwebten die Strukturen einher, sanftmütig und idyllisch die „Botschaften“. Dennoch waren sie substanzvoll, da von jener Impulsivität getragen, die den Kolumbianer Orozco-Estrada auszeichnet. (toš)