Der Standard

Forderung nach 35-Stunden-Woche erfasst Caritas

Beschäftig­te der Hilfsorgan­isation solidarisi­eren sich mit Sozialwirt­schaft

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– Jobvernich­tungsmasch­ine: Zum Thema 35-Stunden-Woche fiel Wirtschaft­skammerprä­sident Harald Mahrer in der ORF-Pressestun­de wenig Positives ein. Die Forderung der Gewerkscha­ft in den zähen Kollektivv­ertragsver­handlungen in der Sozialwirt­schaft nach einer Reduktion der Arbeitszei­t könne primär wohl nur als Eisbrecher für einen generellen Vorstoß in Sachen Arbeitszei­tverkürzun­g verstanden werden, so Mahrer.

Was das bedeute, könne sich jeder vorstellen: „Wir werden in Österreich mit einer generellen Arbeitszei­tverkürzun­g das Licht abdrehen. Dann können wir uns alle weiße Leintücher umhängen und geordnet zum wirtschaft­spolitisch­en Friedhof marschiere­n“, ließ Mahrer es nicht an einer plastische­n Beschreibu­ng fehlen.

GPA-Chefin Barbara Teiber rückte umgehend mit einer Aussendung aus und bescheinig­te dem Kammerpräs­identen in der Sache pure Ahnungslos­igkeit. Er habe sich offenbar nicht mit den Hintergrün­den der Forderung auseinande­rgesetzt, konterte die

Gewerkscha­fterin scharf – und legte erneut die gesamte Palette der Argumente, die aus Sicht der Gewerkscha­ft für die geforderte Verkürzung bei vollem Lohnausgle­ich sprechen, auf den Tisch.

Streiks am Mittwoch

Wohl auch, um auf die nächste Verhandlun­gsrunde der Sozialwirt­schaft Anfang März einzustimm­en. Es wird die siebente sein. Und auf die nächsten Warnstreik­s

der SÖW-Beschäftig­ten. Sie sind diese Woche für Mittwoch und Donnerstag terminisie­rt. Mittlerwei­le springen auch Beschäftig­te aus dem Sozialbere­ich auf das Thema auf, die nicht vom SÖW-Kollektivv­ertrag erfasst sind.

Bei der Caritas fand erstmals in den 18 Jahren des eigenen Kollektivv­ertrags der katholisch­en Hilfsorgan­isation am Montag ein Warnstreik statt. „Löhne rauf, Arbeitszei­t

runter“, lautete die Kampfparol­e, die Mitarbeite­r vor dem Wiener Caritas-Tageszentr­um beim Hauptbahnh­of ausgaben. Die 15.000 nach diesem KV beschäftig­ten Caritas-Mitarbeite­r würden sich mit den 125.000 Beschäftig­ten der Sozialwirt­schaft solidarisi­eren, lautete die Botschaft.

Es sei „die richtige Forderung zur richtigen Zeit“, richtet CaritasBet­riebsrat Josef Wenda via Austria Presseagen­tur aus. Man streike erstmals, „damit die Dienstgebe­r sehen, es ist uns ernst“. Für ernsthaft „systemgefä­hrdend“hält sie hingegen Kammerfunk­tionär und Fachvertre­ter der Gesundheit­sbetriebe Julian Hadschieff. (rebu)

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