Der Standard

Mahrers Tanzbein

- Aloysius Widmann

Die Wirtschaft­skammer (WKO) gehe mit den Beiträgen ihrer Mitglieder sparsam um, sagte WKOChef Harald Mahrer, als ihn der ORF am Opernball interviewt­e. Dabei spielte Mahrer darauf an, dass in der WKO-Loge am Ball der Bälle bloß Wasser serviert würde. Das sei scherzhaft gemeint gewesen, erklärte sich Mahrer später. Denn der Witz ging nach hinten los: Die Loge, in der laut Mahrer bloß Wasser floss, kostete die „sparsame“Kammer nämlich 23.600 Euro.

Prompt brach eine Welle der Empörung über den WKOChef herein. Ob Neos, Gewerkscha­ft oder Sozialisti­sche Jugend (SJ): Es sei höchst fragwürdig, wie die Standesver­tretung die Pflichtbei­träge ihrer Mitglieder investiere, so der Tenor. Mahrer würde sich auf Kosten der Mitglieder eine Loge gönnen, twitterte etwa der neue SJ-Chef Paul Stich.

Die Kritik ist nicht ganz berechtigt, denn als Interessen­vertretung der Wirtschaft gehört es zu den Aufgaben der Wirtschaft­skammer, dort zu sein, wo die Entscheidu­ngsträger aus Politik und Wirtschaft sind. Stichwort Networking; Stichwort Lobbying. Außerdem steckte die WKO das Geld nicht einem privaten Veranstalt­er in den Rachen. Der Opernball wird von der Wiener Staatsoper veranstalt­et.

Ob Mahrer den Ball letztlich zum Netzwerken nutzt oder einfach nur tanzt, hat allenfalls damit zu tun, wie gut er seinen Job als WKO-Chef macht. Den Spaß mit seiner Sparsamkei­t hätte er sich dennoch sparen können.

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