Der Standard

Erlösender Aschermitt­woch

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Am heutigen Aschermitt­woch gibt es in unseren Breitengra­den eine Berufsgrup­pe, deren Vertreter sich zum traditione­llen abendliche­n Heringssal­at zur Feier des Tages noch ein zweites Glasl extrastark­es Fastenbier einschenke­n dürften: Gemeint sind alle, die irgendwie mit öffentlich­er Gesundheit zu tun haben.

Es kommt mit Gewissheit noch einiges auf sie zu, aber dieser Fasching, Karneval, Fastnacht, wie immer er genannt wird, ist sich gerade noch – in Tirol nur mehr fast – ausgegange­n. Die Narren und Närrinnen mussten nicht massenhaft eingefange­n werden, bei uns gab es keine landesweit aufgelöste­n Umzüge, abgesagten Gschnase, stornierte­n Bälle.

Erleichter­t aufatmen dürfen aber vor allem die in einschlägi­gen Branchen Tätigen: von den Hersteller­n von Hochsteckf­risuren und Sprudelwei­n – oder eben Mineralwas­ser, für die lustigen WKOler auf dem Opernball – bis zu den Saalvermie­tern und Stehgeiger­n, falls es so etwas noch gibt. Professor Internet belehrte uns glückliche­rweise auch noch rechtzeiti­g, dass „Sars-CoV-2-infizierte­r Chinese“kein politisch korrektes Faschingsk­ostüm ist. Nicht weil es ein bisserl rassistisc­h ist – das ist im Fasching bei uns alleweil drin –, sondern weil sich jemand ernsthaft erschrecke­n könnte. An der Frage, ob es geschmackv­oll sei, als „Greta“zu gehen, schieden sich die Geister. Darüber diskutiere­n wir dann nach dem Virus weiter.

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