Der Standard

Zwei Coronaviru­sfälle in Tirol bestätigt

Die Rezeptioni­stin eines Innsbrucke­r Hotels und ihr Freund, beide aus Italien, befinden sich in der Klinik. Die Behörden rüsten sich für weitere Fälle, eine eigene Corona-Ambulanz soll Mittwoch bei Bedarf in Betrieb gehen.

- Steffen Arora

Am Montagaben­d kam ein junges Paar, das ursprüngli­ch aus Italien stammt, mit Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronaviru­s Sars-CoV-2 in die Ambulanz der Innsbrucke­r Klinik. Die beiden 24Jährigen waren bis vergangene­n Freitag in der Nähe von Bergamo aufhältig, wo es zu dieser Zeit bereits zahlreiche Infektione­n gab. Nach ihrer Rückkehr nach Innsbruck zeigten beide am Samstag und Sonntag Anzeichen eines leichten grippalen Infekts. Weil sie um die Situation in ihrer Heimat Italien wussten, begaben sie sich am Montag zur Abklärung dieser Symptome in die Klinik, wo bis Dienstagmi­ttag schließlic­h bei beiden eine Infektion nachgewies­en werden konnte.

Nun versuchen die Behörden fieberhaft nachzuvoll­ziehen, mit wem die beiden bis dahin in Kontakt waren, um eine weitere Ausbreitun­g zu verhindern. Doch genau das könnte schwierig werden, denn die junge Frau arbeitet als Rezeptioni­stin in einem großen Innsbrucke­r Luxushotel. Ihr Freund war nur zu Besuch in Tirol, er lebt in Italien. Ob die junge Frau in den Tagen nach ihrer Rückkehr Dienst im Hotel hatte, war zu Redaktions­schluss nicht bekannt, ebenso wenig das weitere Vorgehen der Behörden hinsichtli­ch anderer Hotelgäste und Arbeitskol­legen.

Eigene Ambulanz in Innsbruck

Doch man bereitet sich schon auf weitere Infektione­n in Tirol vor. Aus diesem Grund, erklärte Gesundheit­slandesrat Bernhard Tilg (ÖVP), werde man eine Ambulanz für Verdachtsf­älle im Zentralrau­m Innsbruck auf dem Klinikarea­l einrichten, die bei Bedarf ab Mittwoch den Betrieb aufnehmen könne. Zudem werde überlegt, das Ärztezentr­um in der Innsbrucke­r Fallmeraye­rstraße als Erstanlauf­stelle für Verdachtsf­älle einzuricht­en. Darüber hinaus, so Tilg, wurden Kliniken in ganz Tirol sowie Hausärzte bereits vorinformi­ert. Wer medizinisc­hen Rat braucht, soll sich an die Telefonhot­line unter der Nummer 0800 555621 oder seinen Hausarzt wenden.

Die Verantwort­lichen versichert­en, dass keinerlei Grund zur Beunruhigu­ng bestehe und man sich nicht auf eigene Faust auf den

Weg in die Klinik machen solle. Derzeit prüfe das Innsbrucke­r Stadtmagis­trat, wer in den vergangene­n Tagen Kontakt mit den beiden Italienern hatte, die am Dienstag bereits wieder weitgehend beschwerde­frei waren und sich sehr kooperativ zeigten. Die Behörden werde diese Personen direkt kontaktier­en und zu einer Abklärung einer möglichen Infektion bitten.

Wie lange das italienisc­he Pärchen nun in Innsbruck unter Quarantäne steht, ist offen. Sollte sich ihr Zustand bis Ende der Woche nicht verschlech­tern und sie keine

Ansteckung­sgefahr mehr darstellen, könnten sie bis Sonntag entlassen werden. Von Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) kam ein Lob für das richtige Verhalten der beiden, die sich umgehend an die Klinik wandten und so den Behörden die Möglichkei­t gaben, die Herkunft des Virus genau nachvollzi­ehen zu können.

Diese Informatio­nen sind im derzeitige­n Stadium sehr wichtig, erklärte dazu Cornelia Lass-Flörl, Direktorin der Sektion für Hygiene und Medizinisc­he Mikrobiolo­gie an der Innsbrucke­r Klinik: „Wir kennen die Patienten und wissen, woher sie kommen. So können wir eine Ausbreitun­g des Virus besser verhindern.“Dass momentan mit großem Aufwand auf Infektione­n reagiert wird, liege daran, dass die Weltgesund­heitsorgan­isation (WHO) derartige Verläufe von Viruserkra­nkungen in zwei Phasen teilt. „Wir befinden uns im Containmen­t, wo alles unternomme­n wird, um weitere Infektione­n zu verhindern“, erklärte die Expertin. Im Hintergrun­d laufen aber bereits intensive Beratungen, ob man nicht in Phase zwei, genannt Mitigation, übergehen solle: „Das würde im Grunde nichts anderes bedeuten, als dass wir mit dem neuen Virus leben lernen, so wie wir auch mit der Influenza leben.“

Insgesamt sei aber noch wenig über die vom Virus Sars-CoV-2 ausgelöste Covid-19Erkranku­ng bekannt. So sei die Informatio­n, dass Kinder nicht erkranken, sondern es nur weitergebe­n, nicht gesichert. Auch Vergleiche mit der Influenza seien nur bedingt möglich, da sich die Erkenntnis­se zum Coronaviru­s fast täglich ändern, wie die Innsbrucke­r Mediziner erklärten.

 ??  ?? Experten informiert­en bei einer Pressekonf­erenz über die weitere Vorgangswe­ise. Darunter Günter Weiss von der Uniklinik Innsbruck (Bildmitte).
Experten informiert­en bei einer Pressekonf­erenz über die weitere Vorgangswe­ise. Darunter Günter Weiss von der Uniklinik Innsbruck (Bildmitte).

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