Zwei Coronavirusfälle in Tirol bestätigt
Die Rezeptionistin eines Innsbrucker Hotels und ihr Freund, beide aus Italien, befinden sich in der Klinik. Die Behörden rüsten sich für weitere Fälle, eine eigene Corona-Ambulanz soll Mittwoch bei Bedarf in Betrieb gehen.
Am Montagabend kam ein junges Paar, das ursprünglich aus Italien stammt, mit Verdacht auf eine Infektion mit dem Coronavirus Sars-CoV-2 in die Ambulanz der Innsbrucker Klinik. Die beiden 24Jährigen waren bis vergangenen Freitag in der Nähe von Bergamo aufhältig, wo es zu dieser Zeit bereits zahlreiche Infektionen gab. Nach ihrer Rückkehr nach Innsbruck zeigten beide am Samstag und Sonntag Anzeichen eines leichten grippalen Infekts. Weil sie um die Situation in ihrer Heimat Italien wussten, begaben sie sich am Montag zur Abklärung dieser Symptome in die Klinik, wo bis Dienstagmittag schließlich bei beiden eine Infektion nachgewiesen werden konnte.
Nun versuchen die Behörden fieberhaft nachzuvollziehen, mit wem die beiden bis dahin in Kontakt waren, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern. Doch genau das könnte schwierig werden, denn die junge Frau arbeitet als Rezeptionistin in einem großen Innsbrucker Luxushotel. Ihr Freund war nur zu Besuch in Tirol, er lebt in Italien. Ob die junge Frau in den Tagen nach ihrer Rückkehr Dienst im Hotel hatte, war zu Redaktionsschluss nicht bekannt, ebenso wenig das weitere Vorgehen der Behörden hinsichtlich anderer Hotelgäste und Arbeitskollegen.
Eigene Ambulanz in Innsbruck
Doch man bereitet sich schon auf weitere Infektionen in Tirol vor. Aus diesem Grund, erklärte Gesundheitslandesrat Bernhard Tilg (ÖVP), werde man eine Ambulanz für Verdachtsfälle im Zentralraum Innsbruck auf dem Klinikareal einrichten, die bei Bedarf ab Mittwoch den Betrieb aufnehmen könne. Zudem werde überlegt, das Ärztezentrum in der Innsbrucker Fallmerayerstraße als Erstanlaufstelle für Verdachtsfälle einzurichten. Darüber hinaus, so Tilg, wurden Kliniken in ganz Tirol sowie Hausärzte bereits vorinformiert. Wer medizinischen Rat braucht, soll sich an die Telefonhotline unter der Nummer 0800 555621 oder seinen Hausarzt wenden.
Die Verantwortlichen versicherten, dass keinerlei Grund zur Beunruhigung bestehe und man sich nicht auf eigene Faust auf den
Weg in die Klinik machen solle. Derzeit prüfe das Innsbrucker Stadtmagistrat, wer in den vergangenen Tagen Kontakt mit den beiden Italienern hatte, die am Dienstag bereits wieder weitgehend beschwerdefrei waren und sich sehr kooperativ zeigten. Die Behörden werde diese Personen direkt kontaktieren und zu einer Abklärung einer möglichen Infektion bitten.
Wie lange das italienische Pärchen nun in Innsbruck unter Quarantäne steht, ist offen. Sollte sich ihr Zustand bis Ende der Woche nicht verschlechtern und sie keine
Ansteckungsgefahr mehr darstellen, könnten sie bis Sonntag entlassen werden. Von Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) kam ein Lob für das richtige Verhalten der beiden, die sich umgehend an die Klinik wandten und so den Behörden die Möglichkeit gaben, die Herkunft des Virus genau nachvollziehen zu können.
Diese Informationen sind im derzeitigen Stadium sehr wichtig, erklärte dazu Cornelia Lass-Flörl, Direktorin der Sektion für Hygiene und Medizinische Mikrobiologie an der Innsbrucker Klinik: „Wir kennen die Patienten und wissen, woher sie kommen. So können wir eine Ausbreitung des Virus besser verhindern.“Dass momentan mit großem Aufwand auf Infektionen reagiert wird, liege daran, dass die Weltgesundheitsorganisation (WHO) derartige Verläufe von Viruserkrankungen in zwei Phasen teilt. „Wir befinden uns im Containment, wo alles unternommen wird, um weitere Infektionen zu verhindern“, erklärte die Expertin. Im Hintergrund laufen aber bereits intensive Beratungen, ob man nicht in Phase zwei, genannt Mitigation, übergehen solle: „Das würde im Grunde nichts anderes bedeuten, als dass wir mit dem neuen Virus leben lernen, so wie wir auch mit der Influenza leben.“
Insgesamt sei aber noch wenig über die vom Virus Sars-CoV-2 ausgelöste Covid-19Erkrankung bekannt. So sei die Information, dass Kinder nicht erkranken, sondern es nur weitergeben, nicht gesichert. Auch Vergleiche mit der Influenza seien nur bedingt möglich, da sich die Erkenntnisse zum Coronavirus fast täglich ändern, wie die Innsbrucker Mediziner erklärten.