Der Standard

Wann ist ein Patient ein Patient?

Je mehr man über das Coronaviru­s liest, desto vertrauter klingen die Symptome. Doch nicht jeder Husten muss ein Anzeichen einer Infektion sein. Und selbst diese verläuft meist mild.

- Gabriele Scherndl

Nehmen wir an, Sie und ich haben Husten und Schnupfen, hin und wieder sogar ein Kratzen im Hals. Ich vielleicht, weil ich in einem Großraumbü­ro arbeite, Sie, weil Sie eine Flugreise hinter sich haben. Nun lesen wir beide regelmäßig Zeitung, kennen die internatio­nale Lage und sind in Sorge: Sind wir mit SarsCoV-2, dem Coronaviru­s, infiziert?

Wir machen, was zu machen ist: Greifen sofort zum Handy, wählen die Coronaviru­sHotline (0800 555 621) oder die Gesundheit­shotline (1450). Dort fragt man unsere Symptome ab – Husten, Schnupfen, Fieber? Wir bejahen. Außerdem befragt man uns zu Aktivitäte­n. Das ist vielleicht unangenehm, weil auch die Rede von Körperflüs­sigkeiten und Sekreten sein kann, aber wichtig, um zu klären, ob wir Risikopati­enten sind.

Nun führte meine letzte Reise nach Oberösterr­eich, bekanntlic­h kein Risikogebi­et. Weil ich auch zu keinem anderen Patienten Kontakt hatte, bin ich damit schlichtwe­g erkältet und höchstens ein Fall für den

Hausarzt. Nehmen wir aber an, Sie waren tatsächlic­h letzte Woche in China, oder auch in Venedig. Dann sind Sie in dem Moment, in dem Sie Symptome aufweisen, ein Verdachtsf­all. Dann wird man Sie davon abhalten, mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln ins Spital zu fahren und Sie mit der Rettung abholen.

Die Zahl, wie viele Spitäler für Coronafäll­e und -verdachtsf­älle gerüstet sind, war bisher unklar, nun veröffentl­ichte das Gesundheit­sministeri­um eine Liste, 58 davon gibt es österreich­weit (siehe oben).

Quarantäne zu Hause oder im Spital

Im Spital werden Sie isoliert, „auf speziell ausgestatt­eten Stationen, sodass nicht weitere Menschen durch die Infektion gefährdet sind“, wie Virologe Christoph Steininger von der Med-Uni Wien im STANDARDCh­at am Dienstag schrieb. Eine mögliche Infektion wird mit virologisc­hen Tests anhand von Rachen- und Nasenabstr­ichen abgeklärt. Egal, wie diese ausgehen: Sie kommen vermutlich in Quarantäne. Diese kann entweder im Spital verbracht werden, oder, wenn die Voraussetz­ungen erfüllt sind, auch zu Hause – etwa wenn sichergest­ellt ist, „dass sich keine anderen Personen anstecken“, wie es seitens Michael Ambros vom Gesundheit­sdienst der Stadt Wien heißt. Sind Ihre Tests 14 Tage lang negativ, kommen Sie aus der Absonderun­g heraus und gehen Ihrer Wege.

Ist der Test positiv, werden Sie isoliert, als Wiener oder Wienerin etwa im KaiserFran­z-Josef-Spital. Dort ist eine spezielle Isoliersta­tion, wo Sie Ihre Zeit von nun an in einem Zimmer hinter speziellen Schleusent­üren verbringen und Krankenhau­spersonal nur in Schutzklei­dung zu Ihnen kommen wird.

Da Covid-19, die Lungenerkr­ankung, die das Virus auslöst, selbst nicht behandelba­r ist, werden dort unter ärztlicher Kontrolle Ihre Symptome bekämpft, etwa Fieber, vielleicht sogar eine Lungenentz­ündung. Zusätzlich wird laufend getestet, ob Sie noch infiziert sind. Parallel werden die Behörden versuchen, die Quelle Ihrer Infektion zu finden, und Kontakt zu Leuten aufnehmen, die Sie vielleicht angesteckt haben, und prüfen, ob diese getestet oder isoliert werden müssen. Generell gilt: Eine Ausgangssp­erre erfolgt per Bescheid, einfach zu Hause bleiben gilt nicht. Auch um eine Rückvergüt­ung für die Zeit, in der Sie nicht arbeiten können, zu bekommen, sei ein Bescheid zwingend notwendig, sagt Ambros. Ihre Zeit in Quarantäne, egal ob im Krankenhau­s oder zu Hause, gilt, sofern sie angeordnet wurde, wie bei jeder anderen Erkrankung als Krankensta­nd. Weigern Sie sich, sich in Quarantäne zu begeben, kann man Sie allerdings auch dazu zwingen.

Selbst bei einem positiven Testergebn­is, also wenn Sie sich auf Ihrer Reise mit dem Coronaviru­s infiziert haben, stehen die Chancen gut, dass die Krankheit mild verläuft. Laut der bisher umfassends­ten Studie zu dem Thema ist das bei über 80 Prozent der infizierte­n Personen der Fall.

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