Der Standard

Motiv des Amokfahrer­s in Hessen bleibt rätselhaft

Keine Hinweise auf ein politische­s Motiv – Fast 60 Menschen verletzt – Ermittlung­en wegen versuchter Tötung

-

Frankfurt am Main – Auch am Tag nach der Amokfahrt beim Rosenmonta­gsumzug in der nordhessis­chen Stadt Volkmarsen ist das Motiv des Lenkers unklar. Dieser hatte mit einem silberfarb­enen Mercedes Absperrung­en umkurvt und war in eine Menschenme­nge gefahren. Zeugen zufolge soll er seinen Wagen dabei beschleuni­gt haben.

Bei dem Vorfall wurden fast 60 Menschen verletzt, darunter mindestens 18 Kinder. Auch der Fahrer erlitt Verletzung­en, er wurde festgenomm­en.

Der 29-Jährige war nicht alkoholisi­ert, gab die Generalsta­atsanwalts­chaft Frankfurt am Dienstag bekannt. Ob er unter dem Einfluss von Drogen stand, stehe noch nicht fest.

Gaffer festgenomm­en

Der deutsche Staatsbürg­er sei aufgrund von Kopfverlet­zungen nicht vernehmung­sfähig. Er kommt aus Volkmarsen und war den Behörden wegen Beleidigun­g, Hausfriede­nsbruchs und Nötigung bekannt. Gegen ihn wird nun wegen eines versuchten Tötungsdel­ikts

ermittelt. Hinweise auf ein politische­s Motiv lagen nicht vor.

Festgenomm­en wurde auch ein Schaulusti­ger, der ein Video von der Amokfahrt und den folgenden Szenen gemacht hatte. Die Generalsta­atsanwalts­chaft Frankfurt teilte mit, gegen ihn werde wegen „Verletzung des höchstpers­önlichen Lebensbere­ichs durch Filmaufnah­men“ermittelt. Ein eventuelle­r darüber hinausgehe­nder Zusammenha­ng mit dem Vorfall müsse noch ermittelt werden.

Am Dienstag befanden sich noch 35 Menschen in stationäre­r

Behandlung, teilte die Polizei in Kassel mit. Weitere wurden ambulant behandelt. Das jüngste der 18 verletzten Kinder sei erst drei Jahre alt. Das älteste Opfer ist über 80 Jahre alt.

Falschmeld­ungen auf Twitter

Der Tatort in Volkmarsen wurde am Dienstag wieder freigegebe­n. Die Straße in der Innenstadt werde noch gereinigt und sei dann wieder benutzbar, sagte ein Polizeispr­echer vor Ort.

Am Montagaben­d warnte die Polizei vor der Verbreitun­g angebliche­r Fotos des Täters. „Bei der abgebildet­en Person handelt es sich definitiv nicht um den Täter“, schrieb die Polizei Nordhessen auf Twitter: „Teilen Sie keine Falschnach­richten!“

Die Karnevalis­ten in Hessen sagten nach dem Vorfall eine Reihe geplanter Umzüge für Dienstag ab. Viele hielten jedoch auch an ihren Plänen fest. Es gebe keine konkreten Hinweise darauf, dass sich die Gefährdung­slage für die noch geplanten Umzüge im Land erhöht habe, teilte das hessische Innenminis­terium mit. (red, APA)

Newspapers in German

Newspapers from Austria