Der Standard

Wie groß ist sie nun, die Lohnschere?

Laut Mercer liegt der bereinigte Gender-Pay-Gap bei 6,6 Prozent – Andere Berechnung­en kommen zu höheren Zahlen

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Wien – Bis Dienstag haben Frauen in Österreich unbezahlt gearbeitet – verglichen mit Männern, die ab dem 1. Jänner des Jahres bezahlt werden. Der sogenannte Equal Pay Day weist auf die durchschni­ttliche ungleiche Bezahlung von Männern und Frauen hin. Das Frauennetz­werk Business & Profession­al Women Austria berechnet die Lohnschere auf Basis der Median-Bruttojahr­eseinkomme­n (2018) der ganzjährig Vollzeitbe­schäftigte­n. Das Resultat: Frauen verdienen dann um 15,2 Prozent weniger. Das entspricht 56 Tagen – oder dem 25. Februar.

Diese Lohnschere wird immer wieder heftig debattiert. Wohl auch, weil viele unterschie­dliche Zahlen dazu kursieren. Vergleicht man nur die Bruttojahr­eseinkomme­n, liegt der Unterschie­d hierzuland­e bei 38 Prozent. Diese Kluft ergibt sich beispielsw­eise durch Teilzeitar­beit, weil Mütter öfter die Kinder betreuen als Väter. Oder weil Männer häufiger in Führungspo­sitionen sind.

Viele Zahlen kursieren

Und die Statistik Austria, die für ihre Berechnung die Bruttostun­denverdien­ste von Frauen und Männern in Firmen ab zehn Beschäftig­ten in der Privatwirt­schaft heranzieht, kommt zu einer Lücke von 19,9 Prozent. Bereinigt man den Gap um Faktoren wie Position, Branche

und Arbeitszei­t, liegt er in Österreich bei 13,6 Prozent. Das ist also der Rest, wenn man sämtliche anderen Faktoren herausrech­net, die die Lohnkluft erklären können.

Auch die Unternehme­nsberatung Mercer hat sich in einer aktuellen Auswertung die Lohnunters­chiede angesehen. Basis der Berechnung sind die Lohn- und Gehaltsdat­en von 215 Firmen mit Sitz in Österreich.

Demnach sei die bereinigte Gehaltslüc­ke im Grundgehal­t zwischen Männern und Frauen deutlich geringer und liege bei durchschni­ttlich 6,6 Prozent. Dabei sei der Unterschie­d im Bereich der Facharbeit­er und Spezialist­en im

Schnitt bei 3,7 Prozent und steige mit einer höheren Jobpositio­n.

Laut Mercer hätten Männer sogar in weiblich dominierte­n Branchen mehrheitli­ch Führungsjo­bs. Zwischen Frauen und Männern in denselben Positionen gebe es „kaum Unterschie­de“, heißt es in der Aussendung des Unternehme­nsberaters. Dennoch könne festgestel­lt werden, dass Männer durchschni­ttlich höher eingestuft würden als Frauen, was zu einem höheren Durchschni­ttsgehalt führe. Die unbereinig­te Lücke – hochgerech­net auf Vollzeitwe­rte, aber ungeachtet der Position in der Firma – liege laut der Mercer-Erhebung bei 17 Prozent. (red)

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