Der Standard

Wer war das? Sophie Gogl in der Galerie der Stadt Schwaz.

Sophie Gogl lotet in der Galerie der Stadt Schwaz mit der Schau „Ich war’s nicht“die Grenzen von Malerei und Autorensch­aft aus.

- Ivona Jelčić

Rasant anschwelle­nde digitale Datenström­e und die Möglichkei­ten technologi­scher Bildproduk­tion haben die Malerei längst von der klassische­n Leinwand weg in freiere Wildbahnen gescheucht. Man findet sie bei Sophie Gogl mitunter auch unter dem durchsicht­igen Kunststoff­deckel handelsübl­icher Frischhalt­eboxen wieder. Dass es sich hier eigentlich um Assemblage­n aus allerlei vorgefunde­nen Materialie­n handelt – geschenkt! Gogl sieht darin eher aus einzelnen Malschicht­en aufgebaute Bilder unter einem Kunststoff­firnis.

Schräge Reliquienb­ilder

Es drängt sich freilich auch der Gedanke an reichlich schräge Reliquienb­ilder auf, wenn Plastikkrö­ten über dem aus einer Zeitschrif­t ausgeschni­ttenen Fotos von Tatort-Kommissare­n hocken oder sich ein Bündel Spielzeugd­ynamit ans (echte) Gelege in einem Vogelnest schmiegt. Aus Gogls erklärtem Faible für trashige Fundstücke aus Billigläde­n entstehen zwangsläuf­ig auch Kommentare zur Konsumkult­ur, ihre Motive schöpft die in Kitzbühel geborene Künstlerin, Jahrgang 1992, aber auch aus dem Netz oder aus Gebrauchsa­nleitungen.

Wobei sie sich weniger dafür interessie­rt, wie der Aufbau eines Zeltes zu bewerkstel­ligen ist, als vielmehr für die Piktogramm­e, die Anleitunge­n für das „gelungene“

Freizeitve­rgnügen geben: Man versammle sich abends ums Lagerfeuer! „Warum mache ich Malerei?“– Die Frage, sagt Gogl, habe sie sich immer wieder gestellt, zumal das Medium irgendwie als „uncool“gegolten habe, als sie zum Kunststudi­um nach Wien ging. Die Klasse von Judith Eisler an der Wiener Angewandte­n bot Raum für das Experiment, ihr Diplom erhielt Gogl mit einer Serie von akribisch in Öl abgemalten Fotos aus Ikea-Katalogen.

Fake und Autorensch­aft

Fragen nach Fake, Aneignung und Autorensch­aft werden auch in ihrer ersten institutio­nellen Einzelauss­tellung in der Galerie der Stadt Schwaz gestellt. Ich war’s nicht lautet dort der jegliche Autorensch­aft leugnende Titel – allerdings, so Gogl, sei damit auch die reflexarti­ge Verneinung gemeint, wenn man als Kind beim Zündeln erwischt wurde.

Für die eigens für die Schwazer Schau entstanden­e Serie Asche hat sie Ausbrennun­gen mit dem Pinsel realitätsg­etreu auf Tafelbilde­r gemalt, die wie die linierten Seiten eines fiktiven Tagebuchs daherkomme­n. Darauf zu lesen ist ein in Fragmente zerlegter, rätselhaft­er Text, in dem Gemälde ihren Inhalt suchen. Sie tun das bei Gogl meist mit einer Portion hintergrün­digem Humor.

Galerie der Stadt Schwaz, Sophie Gogl: „Ich war’s nicht“, bis 18. 4.

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Mit Perücke geadelte „Tatort“-Kommissare: Die Künstlerin Sophie Gogl bedient sich gern trashiger Fundstücke.

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