Der Standard

Super-GAU für die Justiz

- Fabian Schmid

Der Eurofighte­r-Ankauf im Jahr 2003 war an sich problemati­sch, drei U-Ausschüsse haben schwerwieg­ende Fehler in der Politik offengeleg­t. Noch dramatisch­er könnte es jetzt für die Justiz werden. Denn es sieht so aus, als ob die 13 Jahre dauernden Ermittlung­en überwiegen­d ohne Anklagen enden – eingestell­t, ohne Konsequenz­en für die handelnden Akteure. Die haben seit 2002 rund 183 Millionen Euro für „politische Landschaft­spflege“verwendet. Ein paar Beispiele: Eine frühere FPÖ-Mitarbeite­rin erhielt zigtausend­e Euro, um für eine „Stimmungsv­erbesserun­g“zum Thema Eurofighte­r zu sorgen. Der Lobbyist W. teilte sich eine Adresse mit einem Anwalt und führenden FPÖ-Abgeordnet­en. Der Ehemann einer ÖVPMiniste­rin hantierte mit Millionens­ummen aus einer Briefkaste­nfirma, die zum Vector-Netzwerk zählt, das wiederum mit EADS-Geldern gespeist worden sein soll.

Ständiger Passagier der Eurofighte­r ist die Unschuldsv­ermutung, sie gilt für alle Genannten. Doch es stinkt an so vielen Ecken und Enden, dass einem übel wird. Aber während in anderen Ländern Airbus/EADS Strafzahlu­ngen oder Vergleiche leisten muss oder Manager verurteilt werden, passiert in Österreich nichts – und das, obwohl Journalist­en und drei parlamenta­rische U-Ausschüsse regelmäßig Erstaunlic­hes zutage fördern.

Dass da in der Justiz etwas faul ist, sieht man schon daran, dass sich Staatsanwä­lte und Sektionsch­ef Christian Pilnacek gegenseiti­g mit – folgenlose­n – Anzeigen überzogen haben; oder daran, dass gegen den langjährig­en Staatsanwa­lt in der Causa Eurofighte­r ermittelt wird. Die Neos beklagen, genau wie Peter Pilz, zu Recht, dass Hinweise alles andere als prioritär behandelt wurden. Insider der Causa sprechen von einer „Katastroph­e“, für die aber niemand Verantwort­ung übernehmen will.

Es muss jetzt geprüft werden, ob an dem „Scheißakt“(so Pilnacek) nichts mehr zu retten ist. Wenn dem so ist, muss eine Aufklärung stattfinde­n, die darüber befindet, was bei den Ermittlung­en schiefgela­ufen ist. Waren es fehlende Ressourcen? Dann sind mehr Mittel für Staatsanwa­ltschaften noch schneller zu überweisen. War es Überforder­ung? Dann braucht es eine bessere Fachaufsic­ht und eine sinnvolle Teambildun­g. Oder war es wirklich politische Einflussna­hme? Dann muss die Weisungske­tte im Justizmini­sterium sowieso von Grund auf neu aufgestell­t werden – etwa mit einem unabhängig­en Bundesstaa­tsanwalt.

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