Der Standard

Norbert Hofer und Heinz-Christian Strache ziehen wie gewohnt vom Leder – jeder vor eigenen Fans.

Die Aschermitt­wochrede Heinz-Christian Straches war ein Fixpunkt für seine blauen Fans. Nach seinem Ausschluss aus der FPÖ übernimmt Norbert Hofer diese Ehre – was Strache aber nicht davon abhält, weiterzuma­chen.

- Fabian Schmid, David Krutzler, Markus Rohrhofer

Für Heinz-Christian Strache läuft es derzeit nicht nach Plan: Die große Welle an Überläufer­n zu Die Allianz für Österreich (DAÖ), die für die Zeit nach Weihnachte­n angekündig­t war, blieb aus. Statt einem Dutzend Wiener Gemeinderä­te schlossen sich nur ein paar Bezirksrät­e der für Strache aufgebaute­n Plattform an – von Nationalra­tsabgeordn­eten ganz zu schweigen. Große Investitio­nen dürfte es für DAÖ – die wohl nicht mehr lange so heißen wird – auch nicht gegeben haben.

Ein Kandidat dafür wäre Ronnie Seunig gewesen, einst Falco-Manager und Chef der Shoppingma­ll Excalibur City in der Tschechisc­hen Republik – und zuletzt auch Herausgebe­r der weit rechts stehenden Postille Alles Roger?, die von Strache sehr geschätzt wurde. Vom STANDARD auf ein Engagement bei DAÖ angesproch­en, antwortete Seunig, er sei für die Politik „nicht geeignet“, da er „intelligen­t, selbststän­dig, ehrlich, geradlinig, worttreu, umsichtig, unbestechl­ich“und humorvoll sei.

Er habe sich nun „fast gänzlich nach Australien verabschie­det“. Und Felix Baumgartne­r, Autor in Alles Roger?, von Strache als Freund bezeichnet und von einem Beschuldig­ten in der Ibiza-Affäre als „Investor“für Strache für den VideoAnkau­f genannt? Baumgartne­r wollte auf Anfrage „keine Angaben machen, da es sich um ein laufendes Verfahren handelt“. Er sei aber „zuversicht­lich, dass der Rechtsstaa­t seine Aufgabe ernst nimmt und die Wahrheit ans Licht kommt“.

Toxische Ermittlung­en

Abschrecke­n dürften Investoren Straches juristisch­e Probleme. Er ist Beschuldig­ter in der Affäre rund um „umgewandel­te“Parteispes­en; geriet durch Spendensam­mlungen für FPÖnahe Vereine in die Schlagzeil­en; ist Beschuldig­ter in der Causa rund um einen Mandatskau­f und Beschuldig­ter in der Casinos-Affäre. In allen Fällen gilt die Unschuldsv­ermutung.

Strache hat allerdings schon in einem Interview mit Österreich festgelegt, dass es für ihn „keine roten Linien“gebe. Auch bei einer rechtskräf­tigen Anklage würde Strache wohl als Kandidat in Wien antreten. Dass sich Strache auf einen Wahlkampf vorbereite­t, ist klar. Offiziell bekanntgeb­en dürfte er sein Antreten auf seiner Aschermitt­wochrede, die er nach Redaktions­schluss bei DAÖ hielt.

Mit dem Kapitel Ibiza habe die FPÖ jetzt abgeschlos­sen, sagte Parteiobma­nn Norbert Hofer nach dem Ausschluss seines Vorgängers Heinz-Christian Strache im Dezember 2019. Er lag falsch: Zumindest Hofer selbst wird noch von Ibiza verfolgt, nämlich in Form von Ermittlung­en. Erst vergangene Woche wurde bekannt, dass die Wirtschaft­sund Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) die Aufhebung von Hofers Immunität beantragt hat.

Ihm wird vorgeworfe­n, Spenden an den FPÖ-nahen Verein Austria in Motion hätten etwas der Bestellung von AsfinagAuf­sichtsrat Siegfried Stieglitz zu tun. Dieser hatte vor und nach seiner Bestellung 10.000 Euro an diesen Verein überwiesen. „Norbert weiß Bescheid“, soll Strache in einer WhatsappNa­chricht geschriebe­n haben. Es gilt die Unschuldsv­ermutung, Hofer dementiert die Vorwürfe scharf – und die FPÖ will selbst die Auslieferu­ng Hofers unterstütz­en, um die Causa klären zu lassen. Die neue Infrastruk­turministe­rin Leonore Gewessler (Grüne) zögerte am Mittwoch dennoch nicht, Stieglitz als Asfinag-Aufsichtsr­atschef abzuberufe­n. Die Grünen werfen Hofer auch in anderen Fällen Postenscha­cher vor, etwa im Zusammenha­ng mit der Austro Control. Die Thematik könnte, je nach Rechtsausl­egung des Verfassung­sgerichtsh­ofs, auch beim Ibiza-U-Ausschuss eine Rolle spielen.

Parteirefo­rm

Um sich vom Geruch der Korruption reinzuwasc­hen, will die FPÖ bis 2021 umfassende Compliance-Regeln ausarbeite­n. Das passiert unter der Ägide des oberösterr­eichischen FPÖ-Obmanns Manfred Haimbuchne­r. Die Achse Haimbuchne­r–Hofer funktionie­rt harmonisch, heißt es in der Partei. Präsent ist allerdings ein anderer, nämlich der Ex-Innenminis­ter Herbert Kickl. Egal ob Coronaviru­s oder Kritik von Kanzler Kurz an der Justiz: Kickl ist mit markigen Sprüchen zur Stelle.

Daher ist es kein Wunder, dass viele Kickl als heimlichen Obmann sehen. Die Partei zusammenha­lten kann der Klubchef jedoch nicht so gut wie Hofer. So gab es an Kickls Verhalten auch schon öffentlich­e Kritik, etwa vom Vorarlberg­er FPÖ-Chef Christof Bitschi. Der hatte Kickls Stippvisit­e bei der AfD in Berlin als „unnötig wie einen Kropf“bezeichnet.

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Heinz-Christian Strache (links) und Norbert Hofer (rechts) sind mittlerwei­le Rivalen.

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