Tupperware
Kultfirma in Krise – Partys als Vertriebsmodell ziehen nicht mehr – Konkurrenz groß
Anleger scheinen die Firma für Plastikbehälter schon fast abgeschrieben zu haben.
New York – Plastikdosen als Designund Haushaltsklassiker, Partys als Verkaufskanal – mit diesem Modell hat sich der US-Hersteller Tupperware einen Namen gemacht. Doch das Unternehmen aus Orlando steckt nun tief in der Krise. Verschärfte Konkurrenz im Markt für Haushaltsartikel und der boomende Onlinehandel setzen der auf Direktvertrieb ausgerichteten Firma zu. Die Geschäfte laufen schon lange schlecht, dafür sind die Schulden hoch.
Anleger scheinen Tupperware schon fast abgeschrieben zu haben. Am Dienstag brach die Aktie zeitweise um rund 50 Prozent ein, was den Kurs auf ein Rekordtief von unter drei Dollar drückte. Zum Vergleich: Ende 2013 hatten die Papiere noch über 90 Dollar gekostet. Hinter dem Börsenabsturz der Kultfirma verbergen sich auch handfeste operative Probleme. Seit acht Quartalen sinken die Erlöse. Im November warf Chefin Tricia Stitzel nach nur 18 Monaten
das Handtuch. Ihr Nachfolger Chris O’Leary wurde nur als Übergangslösung verpflichtet, die Suche nach einem dauerhaften Chef war bisher erfolglos.
Das fast 75 Jahre alte Unternehmen, dessen Gründer Earl Tupper 1946 die Küchenwelt mit seinen Schüsseln aufmischte, steht mit dem Rücken zur Wand. Der Geschäftsbericht für 2019 musste wegen Ungereimtheiten bei der Bilanzierung des Beautygeschäfts Fuller in Mexiko verschoben werden, was zu millionenschweren Sonderbelastungen führen könnte und Aktionären zuletzt endgültig die Laune verdorben hat. Tupperware gab zudem wegen Problemen in Brasilien, China, USA und Kanada eine Gewinnwarnung ab und räumte Verschuldungsprobleme ein.
Wie konnte es so weit kommen? Die bunten Schüsseln und Boxen von Tupperware haben Haushalte fast rund um den Globus geprägt. Auch in Österreich verbreiteten sich die luftdicht verschließbaren Behältnisse, deren Kunststoffdeckel beim Schließen den charakteristischen Laut von sich geben, ab den frühen 1960er-Jahren rasant. Erfolgskonzept für die Haushaltsprodukte war die Idee der Tupper-Party. Aber ist dieser Ansatz überhaupt noch zeitgemäß?
Weit abgeschlagen
Während sich der Einzelhandel in den vergangenen Jahren mehr und mehr ins Internet verlagert hat, wo Shoppinggiganten wie Amazon oder Alibaba mit enormer Marktmacht die Preise drücken, setzte Tupperware lange Zeit unbeirrt weiter auf seine klassischen Verkaufswege. Zwar bietet Tupperware seine Produkte mittlerweile auch im Netz an, ist hier jedoch weit abgeschlagen.
Das Produktportfolio hat sich über die Jahre stark verändert. Aufbewahrungsschüsseln für Lebensmittel sind schon länger nicht mehr der Hauptgeschäftstreiber. Einen Großteil seines Umsatzes macht das Unternehmen inzwischen etwa mit Wasserfiltern oder Mikrowellenprodukten. Auch Kosmetik- und Körperpflegeprodukte gehören dazu. Asien hat den Heimatmarkt Nordamerika als größte Umsatzstütze überholt. Doch in China, wo der Konzern tausende Filialen hat, laufen die Geschäfte schlecht. (dpa)