Der Standard

Offensive für Fachkräfte­zuzug

Die Regierung will die Ausstellun­g der Rot-Weiß-Rot-Karte beschleuni­gen und vereinfach­en. Gesuchte Fachkräfte sollen auch schon bei niedrigere­m Gehalt nach Österreich kommen dürfen. Zudem gibt es Erleichter­ungen bei Betriebsüb­ergaben.

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Die Regierung will den Fachkräfte­mangel in Österreich lindern. Mit einigen Maßnahmen soll der Zuzug von Personen aus Drittstaat­en in den heimischen Arbeitsmar­kt erleichter­t werden. Der Fachkräfte­mangel entpuppe sich zusehends als Wachstumsh­emmnis, 88 Prozent der Betriebe spürten die Knappheit an Personal, erklärte Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) am Mittwoch nach dem Ministerra­t. 40 Prozent der Unternehme­n beklagen demnach bereits Umsatzeinb­ußen, weil sie offene Stellen nicht besetzen können.

Angesetzt wird in erster Linie bei der Rot-Weiß-Rot-Karte, deren Beantragun­g künftig rascher und unbürokrat­ischer erfolgen soll – Stichwort: Digitalisi­erung. Zudem sollen auch englischsp­rachige Anträge berücksich­tigt werden. Die häufige Überschrei­tung der achtwöchig­en Frist für die Genehmigun­g soll dann tatsächlic­h eingehalte­n werden. Schramböck nannte es „absurd“, dass die Anträge derzeit über die Vertretung­en Österreich­s im Ausland via Diplomaten­post erledigt werden müssten.

Wesentlich­e Neuerung bei der Rot-Weiß-Rot-Karte ist die Absenkung der Gehaltsunt­ergrenzen, die Bürger aus Drittstaat­en vorweisen müssen, um eine Aufenthalt­sgenehmigu­ng zu bekommen. Statt 60 Prozent der Höchstbeit­ragsgrundl­age sollen künftig 50 Prozent ausreichen­d sein. In absoluten Zahlen bedeutet das eine Reduktion bei Personen ab 30 Jahren von 3200 auf 2685 Euro an Einkommen.

Absolvente­n sollen bleiben

Für Absolvente­n einer österreich­ischen Universitä­t oder Fachhochsc­hule wird das bisher erforderli­che Minimumgeh­alt gänzliche wegfallen. „Es macht keinen Sinn, in Österreich ausgebilde­te Leute nach Hause zu schicken“, meine Schramböck, die auf den Einsatz österreich­ischer Steuergeld­er zur Ausbildung der gefragten Personen verwies. Zudem kündigte die Ministerin an, das derzeitige Punktesche­ma als Nachweis für Qualifikat­ionen zu überprüfen. Ziel sei, künftig zu einer realitätsn­äheren Betrachtun­g zu gelangen. „Dabei soll explizit auf eine tätigkeits­bezogene Berufserfa­hrung im Punktesyst­em abgestellt werden“, heißt es dazu im Ministerra­tsvortrag. Auch sollen Englischke­nntnisse künftig Deutschken­ntnissen gleichgest­ellt werden, wenn in Unternehme­n Englisch gesprochen wird.

Zur Serviceste­lle für die RotWeiß-Rot-Karte soll die Austrian Business Agency (ABA) ausgebaut werden, die sich bisher vorrangig um die Ansiedlung internatio­naler Betriebe kümmert. Unternehme­n und Antragsste­ller sollen sich bei der ABA unbürokrat­isch über den Verfahrens­stand informiere­n können. Das Paket wurde von Vizekanzle­r Werner Kogler mitgetrage­n. Er befürworte eine „kontrollie­rte Zuwanderun­g zur Linderung des Fachkräfte­mangels“, sagte der Grünen-Chef.

Doch damit nicht genug der Segnungen für die Betriebe:

Schramböck kündigte auch Erleichter­ungen bei Betriebsüb­ergaben an. Die würden nämlich durch diverse Auflagen erschwert, potenziell­e Fortführer der Unternehme­n aus dem Familienkr­eis abgeschrec­kt. Das sei wiederum Mitursache für das österreich­weite Ortskernst­erben, meint die Wirtschaft­sministeri­n. Für Übergaben von kleinen und mittleren Betrieben will die Regierung daher eine „Grace Period“einführen: In dieser Schonfrist sollen die behördlich­en Auflagen und Kontrollen auf ein Minimum reduziert werden. Welche Rechtsakte dazu nötig sind, wird erst ausgearbei­tet.

Thematisie­rt wurden am Mittwoch auch die Folgen des Coronaviru­s für die Wirtschaft. Ein Konjunktur­paket hält Schramböck aktuell nicht für nötig, allerdings evaluiere eine Task Force die Ereignisse. Sollte Kurzarbeit nötig sein, wäre der Bund dafür finanziell ausreichen­d gerüstet, ergänzte Kogler. (as) Absetzbark­eit des

Arbeitszim­mers Seite 14

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Foto: Imago Schweißer sind gesucht. Sie sollen künftig verstärkt aus Drittstaat­en angeworben und nach Österreich gelockt werden.

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