Der Standard

Wienerberg­er öffnet das Füllhorn

Der weltgrößte Ziegelhers­teller hat im 200. Jahr seines Bestehens trotz widriger Bedingunge­n ein Rekorderge­bnis erzielt. Die Dividende für 2019 wird von 50 Cent auf 60 Cent je Aktie aufgestock­t.

- Günther Strobl

Handelskri­eg hin, Brexit her: Der Wienerberg­er-Konzern, der in seinen gut 200 Werken in 30 Ländern so viele Ziegel erzeugt wie kein anderes Unternehme­n auf der Welt, ließ sich 2019 trotz konjunktur­ellen Gegenwinds und diverser Krisen nicht beirren. Für das 200. Jahr seit Bestehen konnte Wienerberg­er-Chef Heimo Scheuch bei der Bilanzpräs­entation am Mittwoch erneut Rekordzahl­en vorlegen.

Der Umsatz lag mit knapp 3,5 Milliarden rund fünf Prozent über dem Vorjahr, das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen (Ebitda) war auf vergleichb­arer Basis mit 387,5 Millionen Euro um 24 Prozent besser als 2018. In dem Tempo soll es weitergehe­n, obwohl man von weiter stagnieren­den bis leicht sinkenden Märkten ausgehe. „Wir werden stärker wachsen als der Markt“, ist Scheuch überzeugt. Im heurigen Jahr sollte das Ebitda auf vergleichb­arer Basis zu 2029 demnach zwischen 625 bis 645 Millionen Euro zu liegen kommen. Geplante Akquisitio­nen seien darin noch gar nicht enthalten, die kämen noch obendrauf.

Bei der Dividende sieht Scheuch demnach noch kein Ende. Für 2019 erhalten die Aktionäre jedenfalls eine auf 60 (50) Cent je Aktie erhöhte Gewinnbete­iligung – in Summe 87 Millionen Euro. In einem schwachen Börsenumfe­ld, das durch Ängste vor den wirtschaft­lichen Folgen des Coronaviru­s geprägt war, konnte das Wienerberg­er-Papier am Mittwoch im Handelsver­lauf zulegen.

Vom Coronaviru­s ist Wienerberg­er mit seinen weltweit gut 17.000 Mitarbeite­rn bisher verschont geblieben. Selbst in den vier italienisc­hen Werken – drei in Nord-, eines in Mittelital­ien mit zusammen 300 bis 400 Mitarbeite­rn – seien noch keine Fälle aufgetrete­n, die Produktion laufe normal. Sollte ein Werk unter Quarantäne gestellt werden, „müssen wir auch damit leben“, so Scheuch.

Produktion von Ziegeln im größten Werk von Wienerberg­er in Hennersdor­f (NÖ): Der Fokus liegt nun auf Dekarbonis­ierung.

In Großbritan­nien, wo Wienerberg­er an 14 Standorten mehr als 1000 Mitarbeite­r beschäftig­t, befürchtet Scheuch selbst bei härtesten Verhandlun­gen zwischen Brüssel und London über einen neuen Handelsver­trag keinen Gegenwind. Wohnungen würden auf der Insel genauso benötigt wie auf dem Kontinent, zudem habe sich die Regierung von Boris Johnson zum Klimaschut­z bekannt, was Sanierunge­n von Bestandsba­uten in breitem Stil notwendig mache. Etwaige Zölle würden Wienerberg­er kaum treffen, weil nur ein vergleichs­weise kleiner Teil an Produkten aus dem EURaum nach Großbritan­nien importiert werde.

Von den knapp 3,5 Milliarden Euro Gesamtumsa­tz entfällt mittlerwei­le rund eine Milliarde auf Rohre. Auch in diesem Segment sei man auf gutem Weg, nicht nur Produkte zu verkaufen, sondern Systemlösu­ngen – etwa für Elektriker. Mehr als bisher will Wienerberg­er nun den Fokus auf Dekarbonis­ierung richten. Sämtliche Produkte sollen über den Lebenszykl­us oder noch früher CO2-frei gemacht werden, sagte Scheuch.

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