Der Standard

Stephens’ Monolog „Steilwand“tourt durch St. Pölten.

Mit „Steilwand“von Simon Stephens zieht das Landesthea­ter durch St. Pölten

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Theater goes Clubkultur. Das Landesthea­ter Niederöste­rreich verlässt sein „Mutterhaus“am Hauptplatz von St. Pölten und zieht mit dem Stück Steilwand des Briten Simon Stephens vorerst in den Kunst- und Kulturvere­in Lames (La Musique et Sun) ein. Von dort geht es dann an andere Orte der Stadt weiter. Dezentral denken, hinausgehe­n zu den Menschen – das ist das Credo des Theaters heute, um das Publikum zu erweitern und jene anzusprech­en, die von sich aus nicht die imaginäre Stadttheat­erschwelle überschrei­ten, obwohl sie das Theater und seine Stoffe sehr wohl ansprechen würden.

In der österreich­ischen Erstauffüh­rung von Steilwand – der Monolog wurde 2008 in London uraufgefüh­rt – erzählt der junge Vater Alex (Tim Breyvogel) vom Unfalltod seiner kleinen Tochter. Das Familienle­ben ist für immer erschütter­t. Das Schrecklic­he, Unerträgli­che trifft hier auf den Beat des Techno, wird aufgefange­n von der meditative­n Stimmung, die ein Clubraum und seine Besucherin­nen gemeinscha­ftlich ermögliche­n.

Tim Breyvogel ist hier nicht nur der Schauspiel­er, sondern auch DJ, der sowohl erzählend als auch an den Beatmaschi­nen hantierend einen vielstimmi­gen Sound kreiert. Regie führt Annette Holzmann, die musikalisc­he Einrichtun­g verantwort­et Moritz Wallmüller. Jede Vorstellun­g geht in eine Clubnacht über. Zum Premierent­ermin am Freitag übernehmen nach der Vorstellun­g DJane Tilki, DJ Roland Stein, DJ Ben Panner und DJ Lichtfels die Regler.

Simon Stephens, 1971 in Manchester geboren, machte in den Nullerjahr­en mit raffiniert gebauten Dialogstüc­ken im deutschen Sprachraum Furore – Motortown, Reiher oder Port. In ihnen wird der dramatisch­e Kern stets auf verblüffen­de Weise freigelegt. (afze)

Tim Breyvogel im Lichtgewit­ter des clubhaften Theaterabe­nds „Steilwand“.

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