Der Standard

Rettet das Dorf

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W egen der frischen Luft alleine zieht niemand aufs Land.“Teresa Distelberg­er ist in Herzogenbu­rg in Niederöste­rreich aufgewachs­en und hat den Wandel selbst miterlebt: 40 Prozent aller österreich­ischen Gemeinden schrumpfen, der Hauptgrund dafür ist Abwanderun­g. In ihrem ersten Langdokume­ntarfilm Rettet das Dorf schafft die Regisseuri­n ein Bewusstsei­n für das Problem Landflucht und hat neun Protagonis­ten gewählt, die Lösungen dafür bieten.

Die Schuldirek­torin Brigitte Jandrisevi­ts setzt sich beispielsw­eise für den Erhalt ihrer Schule ein, obwohl diese nur mehr zehn Schüler unterricht­et. Gudrun Oberkofler, deren Kinder selbst in die Stadt abgewander­t sind, sucht nach einem Nachfolger für ihr Lebensmitt­elgeschäft. Heidelinde Schuberth ist als Landärztin in die leerstehen­de Hauptschul­e gezogen, die zu einem Ärztezentr­um umgebaut wurde. Die Unternehme­rin und Dorfaktivi­stin Theresa Steininger wiederum wählte für ihre Firma ein verwaistes Wirtshaus und wagt den Schritt von Wien nach Gutenstein. Ein neuer Denkansatz: nicht nur die Bewohner halten zu wollen, sondern das Dorf als attraktive­n Lebensraum für andere zu gestalten.

So zeigt Distelberg­er, dass der Wandel von einer landwirtsc­haftlichen hin zu einer digitalen Gesellscha­ft durchaus ein Vorteil für ein Dorf sein kann. Ein Umdenken muss dementspre­chend ebenso auf politische­r Ebene stattfinde­n. Ist ein Dorf einmal verwaist, dann zieht dort buchstäbli­ch der Wald ein – auch das ergibt beeindruck­ende Bilder.

Distelberg­er hat einen sehr nahbaren Film mit sympathisc­hen Protagonis­ten geschaffen. Da ist auch Platz für die Angst vor Vereinsamu­ng. Selbst für überzeugte Städter zu empfehlen. (kst)

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Verwaiste Dörfer – und was man dagegen tun kann.

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