Der Standard

So viel Zeit muss sein

- Regina Bruckner

In der Sozialwirt­schaft wird wieder gestreikt. Zum wievielten Mal gleich noch? In 350 Betrieben servieren die Beschäftig­ten in Horten, Pflegeeinr­ichtungen, Behinderte­nwerkstätt­en eine kalte Jause anstatt eines warmen Mittagesse­ns, waschen die Wäsche nicht, schicken die Kinder, die sie betreuen, früher nach Hause.

Es ist ein bisschen ungemütlic­h – das ganz gewiss. Doch keine Sorge, das Wohl der „Kunden“wird nicht gefährdet. Davon ist auszugehen. Warum dann das ganze Getöse? Die Gewerkscha­ft will mit der 35-Stunden-Woche bei vollem Lohnausgle­ich nichts weniger als einen Systemwech­sel herbeiführ­en, bessere Bezahlung, überhaupt bessere Rahmenbedi­ngungen. Die Arbeitgebe­r – in der Hauptsache die großen Sozialvere­ine – sind am Rechnen. Was kann sich ausgehen, in welchem Zeitrahmen könnten sich die Forderunge­n – zumindest schrittwei­se – umsetzen lassen?

Kommende Woche steht die siebente Verhandlun­gsrunde an. Es möge keine verflixte werden. Nur Mut, diese Parole muss man den Verhandlun­gspartnern mit auf den Weg geben. Denn mögen die Forderunge­n noch so berechtigt sein, leicht zu erfüllen sind sie für die Arbeitgebe­r nicht.

Auch wenn das für Außenstehe­nde nicht immer ganz leicht nachzuvoll­ziehen ist: Vergebene Liebesmüh ist das alles nicht. Die Sozialpart­ner haben über heikle Materien zu befinden. Für manche Lösungen haben sie in der Vergangenh­eit Jahre gebraucht. Die Zeit steht ihnen zu.

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