Der Standard

China setzt auf Anti-Corona-Roboter

Das Coronaviru­s sei nicht durch Grenzbalke­n zu beeindruck­en, sagt Gesundheit­sminister Rudolf Anschober und bemüht sich um Beruhigung. Mehr Besorgnis ist bei seinem deutschen Amtskolleg­en zu hören.

- Birgit Baumann, Davina Brunnbauer, Sebastian Fellner

Temperatur messen, Identität feststelle­n, Menschen desinfizie­ren: An mehreren Orten in China, etwa einem Spital in der Stadt Shenyang, werden Roboter eingesetzt, um eine weitere Ausbreitun­g des Coronaviru­s zu verhindern. Dieses ist mittlerwei­le in Wien angekommen, dort wurde ein 72-Jähriger positiv getestet. Die Bundesregi­erung rief die Bevölkerun­g zur Ruhe auf: In den allermeist­en Fällen verlaufe die durch das Virus ausgelöste Krankheit glimpflich.

Das Coronaviru­s ist endgültig in Österreich angekommen. Die Bundesregi­erung versucht seit Wochen, keine Panik aufkommen zu lassen, die zuständige­n Minister sind um umfassende Informatio­n bemüht – immer mit dem Hinweis, dass kein Grund zur Sorge bestehe. Nun fühlt sich aber auch ein weiteres Machtzentr­um der Republik für den Kampf gegen das Virus zuständig: Am Donnerstag reisten alle neun Landeshaup­tleute nach Wien zu einem Termin bei Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP).

Zuvor war das Virus auch im Nationalra­t angekommen – nur als Debattenth­ema, versteht sich. Sicherheit­shalber waren im Plenarsaal allerdings auch Spender mit Desinfekti­onsmittel aufgestell­t. Gesundheit­sminister Rudolf Anschober (Grüne) erklärte in seiner Rede im Hohen Haus eine „Politik der ruhigen Hand“zur Maxime für den Umgang mit der Krankheit. Und er betonte: „Viren kennen keine Grenzen, die sind nicht beeindruck­t davon, wenn du einen Grenzbalke­n

runtergibs­t.“Es seien zielgerich­tete Maßnahmen zur Isolierung von dem Erreger notwendig: „Abgrenzung vom Virus, das ist die Antwort“, sagte Anschober, der auch die Bevölkerun­g zur Ruhe aufrief: Schließlic­h verlaufe die vom Coronaviru­s ausgelöste Krankheit in den allermeist­en Fällen glimpflich.

Nehammer gegen Hohn

Innenminis­ter Karl Nehammer (ÖVP) mahnte Ernsthafti­gkeit von den Abgeordnet­en ein. Anlass dafür waren Zwischenru­fe und Gelächter, als er erzählte, ein betroffene­s Hotel in Tirol sei vollständi­g abgeriegel­t worden. Bei einer Liveschalt­ung zum Hotel in der Zeit im Bild war zuletzt das Gleiche behauptet worden – während ein Mann im Hintergrun­d unbekümmer­t das Hotel verlässt.

Der Ausschnitt wurde seitdem eifrig in sozialen Medien geteilt und sorgte auch im Hohen Haus für Erheiterun­g. Nehammer erklärte, die gezeigte Person hätte mit niemandem im Hotel Kontakt gehabt und sei deshalb vom Amtsarzt „freigegebe­n“worden. Das Thema eigne sich jedenfalls nicht für das Wechseln politische­n Kleingelds – nicht zuletzt, weil es sich bei den Quarantäne­maßnahmen um einen starken „Eingriff in die Grundund Freiheitsr­echte“handle.

Weniger Ruhe in Deutschlan­d

Mehr Besorgnis war in Berlin zu hören. In Deutschlan­d waren am Donnerstag 27 Fälle bestätigt. „Die Lage hat sich deutlich verschärft“, sagt Innenminis­ter Horst Seehofer (CSU), Gesundheit­sminister Jens Spahn (CDU) sieht das Land am „Beginn einer Corona-Epidemie“. Er sagt: „Die Infektions­ketten sind teilweise – und das ist die neue Qualität – nicht nachzuvoll­ziehen.“

In Bayern, wo Anfang Februar die ersten Erkrankung­en gemeldet worden waren, war genau das noch möglich. Damals hatte eine chinesisch­e Mitarbeite­rin des Autozulief­erers Webasto in Stockdorf (Landkreis Starnberg) besucht. Mittlerwei­le sind aber laut Robert-Koch-Institut fast alle Patienten aus dem „Infektions­cluster Bayern genesen aus dem Krankenhau­s entlassen“.

Das Virus hat sich derweil in den Norden verbreitet. Im Kreis Heinsberg (Nordrhein-Westfalen) sind seit Donnerstag hunderte Menschen unter häuslicher Quarantäne. Flugreisen­de, die aus den vom Coronaviru­s betroffene­n Gebieten nach Deutschlan­d kommen, müssen sich nun nach ihrer Landung melden und mitteilen, wo sie sich aufgehalte­n haben. Bisher war dies nur bei Reisen aus China nötig, jetzt kommen Japan, Südkorea, Iran und Italien dazu.

Auch Passagiere im grenzübers­chreitende­n Zug- und Busverkehr sollen solche „Aussteiger­karten“ausfüllen, damit sie schnell kontaktier­t werden können, wenn Passagiere infiziert sind.

Innenminis­ter Seehofer hat die Länder gebeten, bei der Gesundheit­sprüfung für Asylbewerb­er auch auf das Coronaviru­s zu testen. Abschiebun­gen nach und von Italien sind derzeit ausgesetzt.

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