Der Standard

Nur eine Epidemie, keine Pandemie

Die Verbreitun­g von Covid-19 ist einstweile­n unter Kontrolle. Welche Kriterien zur realistisc­hen Einschätzu­ng der Lage herangezog­en werden.

- FRAGE & ANTWORT: Karin Pollack, Bernadette Redl

Frage: Was ist eine Epidemie?

Antwort: Wenn es in einer Region plötzlich zu vermehrten Krankheits­fällen kommt, spricht man von einer Epidemie. Sars-CoV2 bringt alle Voraussetz­ungen mit, eine solche Epidemie zu verursache­n. Es ist sehr gut von Mensch zu Mensch übertragba­r. Zudem können auch schon Infizierte, die noch keine Symptome zeigen, das Virus übertragen.

Frage: Was ist eine Pandemie?

Antwort: Eine Pandemie ist eine „weltweite Epidemie“, so definiert es das Robert-KochInstit­ut. Meistens wird in Zusammenha­ng mit der Influenza davon gesprochen, aber auch Sars oder die Schweinegr­ippe waren Pandemien.

Frage: Wer entscheide­t, wann eine Epidemie zur Pandemie wird?

Antwort: Bei der WHO laufen derzeit alle Fäden zusammen. Dort werden die weltweiten Daten gesammelt, evaluiert und Schlüsse daraus gezogen. Sollte eine

Pandemie ausgerufen werden, würde das WHO-Generaldir­ektor Tedros Adhanom Ghebreyesu­s tun.

Frage: Ist Covid-19 schon eine Pandemie? Antwort: Nein. Voraussetz­ung für die Ausrufung einer Pandemie wäre die unkontroll­ierte Ausbreitun­g. Der WHO-Chef sieht Covid-19 derzeit noch nicht als Pandemie, sondern spricht von „Epidemien in einzelnen Ländern“. Er wertet es als positives Zeichen, dass die Zahl der Fälle in China derzeit sinkt. Zudem seien in mehreren Ländern seit ein oder zwei Wochen keine neuen Fälle gemeldet worden, obwohl es dort zuvor schon Erkrankung­en gab. Dort konnte die Ausbreitun­g also eingedämmt werden. Insgesamt sind die Krankenzah­len bisher überschaub­ar. Die nächsten zwei Wochen werden entscheide­nd sein.

Frage: Und was, wenn sich Sars-CoV-2 nicht stoppen lässt?

Antwort: Dann verbreitet es sich „unkontroll­iert“in der Bevölkerun­g. Die gute

Nachricht: Die Daten aus China zeigen, dass eine Infektion mit Sars-CoV-2 in 80 Prozent aller Fälle mild verläuft, bei 14 Prozent schwer, und sechs Prozent müssen intensivme­dizinisch betreut werden.

Frage: Wie gefährlich ist Sars-CoV-2? Antwort: Eine zentrale Frage für die Risikoabsc­hätzung ist die Letalität. Damit ist gemeint, wie viele aller infizierte­n Personen sterben. Die Zahl variiert von Region zu Region sehr stark. Laut WHO sind es in China (ohne Hubei) 0,7 Prozent, also sieben Verstorben­e pro 1000 Infizierte. Zur korrekten Berechnung müssten aber alle Infizierte­n gefunden werden. Wegen der vielen milden Verläufe bleiben jedoch zahlreiche Fälle unentdeckt und die Letalität wird eher überschätz­t. Wie hoch die Zahl in Europa sein wird, kann derzeit niemand seriös beantworte­n. Offenbar verhält sich Sars-CoV2 anders als der Influenza-Erreger, ist insgesamt weniger ansteckend, kann aber bei bestimmten sensiblen Bevölkerun­gsgruppen zu schweren Erkrankung­en führen.

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80 Prozent aller Infektione­n mit Sars-CoV-2 verlaufen mild. Derzeit breitet sich das Virus nicht unkontroll­iert aus.

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