Leiterinnen verlassen Frauenhäuser
Die Salzburger Frauenlandesrätin Andrea Klambauer rückt nicht von den Plänen einer Neuausschreibung ab, lässt aber einige Punkte ändern. Die Leiterinnen werden bei der „Selbstzerstörung“nicht mitarbeiten.
Seit die Salzburger Frauenlandesrätin in der Vorwoche ankündigte, den Betrieb der Frauenhäuser in Salzburg und in Hallein neu auszuschreiben, hagelte es Kritik und offene Briefe. Doch Andrea Klambauer (Neos) bleibt dabei: Die Ausschreibung kommt. Die Entscheidung sei wohlüberlegt. „Mein Ziel ist eine langfristige finanzielle Absicherung“, betont die Landesrätin.
Doch es wird noch an einigen Schrauben gedreht. Erstens sollen Vergaberechtsexperten prüfen, ob es möglich ist, den Betrieb nicht EU-weit auszuschreiben. Es gebe Ausnahmen für den Sozialbereich, sagt Klambauer. Zweitens möchte sie eine Expertenkommission einsetzen, die die Bewertung der eingereichten Konzepte übernehmen soll. Mitglieder der Kommission sind: das Gewaltschutzzentrum, Beamte der Sozialabteilung und des Frauenbüros, die Polizei und eine Vertreterin der Frauenhäuser – etwa eine Leiterin aus einem anderen Bundesland.
Muss nicht sichtbar sein
Drittens wird Klambauer das angestrebte Konzept „sicher und sichtbar“überdenken. „Wenn die Expertinnen es so sehen, dass diese Postfachadresse Sicherheit bringt, bin ich gerne bereit, hier noch eine Änderung zu machen“, sagt die Landesrätin nach Gesprächen mit den Frauensprecherinnen der Parteien und den Leiterinnen der Frauenhäuser.
Die beiden Frauen hätten in dem Gespräch angekündigt, sich an der Ausschreibung nicht zu beteiligen. „Was ich schade finde“, sagt die Frauenlandesrätin. Sie sei sehr wohl davon ausgegangen, dass sie sich bewerben, „weil sie auch die meiste Expertise haben“.
„Wenn wir uns bewerben, sind wir verraten und verkauft. Und es heißt trotzdem eine Zerschlagung der bestehenden Plätze. Wir würden mitarbeiten an einer Selbstzerstörung“, sagt die Leiterin des Halleiner Frauenhauses, Doris Weißenberger. „Wir bleiben dabei: Die Ausschreibung bedeutet eine massive Schwächung des Gewaltschutzes“, betonen die Leiterinnen der Frauenhäuser Salzburg und Hallein unisono. Die Mitarbeiterinnen seien verunsichert, und die von Gewalt betroffenen Frauen fragen, ob sie nun aus dem Frauenhaus rausmüssten.
Die Standards der Frauenhäuser wie die Verschwiegenheit, Anonymität und Beratungsqualität seien in Gefahr, ergänzt die Leiterin des Salzburger Frauenhauses, Birgit Thaler-Haag. Die beiden Leiterinnen hätten versucht zu erfahren, warum es eine Neuausschreibung brauche. Als Argument habe Klambauer die schwierige Kommunikation mit dem Frauenreferat genannt. „Es wäre finanziell günstiger, wenn wir uns mit dem Referat und einer Mediatorin zusammensetzten und die Kommunikationsprobleme lösten“, sagt Thaler-Haag.
SPÖ und Grüne dagegen
Die Frauensprecherinnen von SPÖ und Grünen lehnen die Ausschreibung der Frauenhäuser weiterhin entschieden ab. Karin Dollinger (SPÖ) ist erfreut, dass zumindest der Zeitdruck weg ist und Fachleute beteiligt sind. Anna Schiester (Grüne) bedauert, dass Klambauer nicht von der Ausschreibung abrücken will, und fordert, die Expertise der Frauenhäuser einfließen zu lassen. Ebenso sollen Grundlagen und Notwendigkeiten einer Ausschreibung einer Überprüfung zugeführt werden, erklärte Landtagspräsidentin Brigitta Pallauf (ÖVP) in einer Aussendung.