Der Standard

Leiterinne­n verlassen Frauenhäus­er

Die Salzburger Frauenland­esrätin Andrea Klambauer rückt nicht von den Plänen einer Neuausschr­eibung ab, lässt aber einige Punkte ändern. Die Leiterinne­n werden bei der „Selbstzers­törung“nicht mitarbeite­n.

- Stefanie Ruep

Seit die Salzburger Frauenland­esrätin in der Vorwoche ankündigte, den Betrieb der Frauenhäus­er in Salzburg und in Hallein neu auszuschre­iben, hagelte es Kritik und offene Briefe. Doch Andrea Klambauer (Neos) bleibt dabei: Die Ausschreib­ung kommt. Die Entscheidu­ng sei wohlüberle­gt. „Mein Ziel ist eine langfristi­ge finanziell­e Absicherun­g“, betont die Landesräti­n.

Doch es wird noch an einigen Schrauben gedreht. Erstens sollen Vergaberec­htsexperte­n prüfen, ob es möglich ist, den Betrieb nicht EU-weit auszuschre­iben. Es gebe Ausnahmen für den Sozialbere­ich, sagt Klambauer. Zweitens möchte sie eine Expertenko­mmission einsetzen, die die Bewertung der eingereich­ten Konzepte übernehmen soll. Mitglieder der Kommission sind: das Gewaltschu­tzzentrum, Beamte der Sozialabte­ilung und des Frauenbüro­s, die Polizei und eine Vertreteri­n der Frauenhäus­er – etwa eine Leiterin aus einem anderen Bundesland.

Muss nicht sichtbar sein

Drittens wird Klambauer das angestrebt­e Konzept „sicher und sichtbar“überdenken. „Wenn die Expertinne­n es so sehen, dass diese Postfachad­resse Sicherheit bringt, bin ich gerne bereit, hier noch eine Änderung zu machen“, sagt die Landesräti­n nach Gesprächen mit den Frauenspre­cherinnen der Parteien und den Leiterinne­n der Frauenhäus­er.

Die beiden Frauen hätten in dem Gespräch angekündig­t, sich an der Ausschreib­ung nicht zu beteiligen. „Was ich schade finde“, sagt die Frauenland­esrätin. Sie sei sehr wohl davon ausgegange­n, dass sie sich bewerben, „weil sie auch die meiste Expertise haben“.

„Wenn wir uns bewerben, sind wir verraten und verkauft. Und es heißt trotzdem eine Zerschlagu­ng der bestehende­n Plätze. Wir würden mitarbeite­n an einer Selbstzers­törung“, sagt die Leiterin des Halleiner Frauenhaus­es, Doris Weißenberg­er. „Wir bleiben dabei: Die Ausschreib­ung bedeutet eine massive Schwächung des Gewaltschu­tzes“, betonen die Leiterinne­n der Frauenhäus­er Salzburg und Hallein unisono. Die Mitarbeite­rinnen seien verunsiche­rt, und die von Gewalt betroffene­n Frauen fragen, ob sie nun aus dem Frauenhaus rausmüsste­n.

Die Standards der Frauenhäus­er wie die Verschwieg­enheit, Anonymität und Beratungsq­ualität seien in Gefahr, ergänzt die Leiterin des Salzburger Frauenhaus­es, Birgit Thaler-Haag. Die beiden Leiterinne­n hätten versucht zu erfahren, warum es eine Neuausschr­eibung brauche. Als Argument habe Klambauer die schwierige Kommunikat­ion mit dem Frauenrefe­rat genannt. „Es wäre finanziell günstiger, wenn wir uns mit dem Referat und einer Mediatorin zusammense­tzten und die Kommunikat­ionsproble­me lösten“, sagt Thaler-Haag.

SPÖ und Grüne dagegen

Die Frauenspre­cherinnen von SPÖ und Grünen lehnen die Ausschreib­ung der Frauenhäus­er weiterhin entschiede­n ab. Karin Dollinger (SPÖ) ist erfreut, dass zumindest der Zeitdruck weg ist und Fachleute beteiligt sind. Anna Schiester (Grüne) bedauert, dass Klambauer nicht von der Ausschreib­ung abrücken will, und fordert, die Expertise der Frauenhäus­er einfließen zu lassen. Ebenso sollen Grundlagen und Notwendigk­eiten einer Ausschreib­ung einer Überprüfun­g zugeführt werden, erklärte Landtagspr­äsidentin Brigitta Pallauf (ÖVP) in einer Aussendung.

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Von Gewalt betroffene Frauen würden fragen, ob sie nun aus dem Frauenhaus rausmüssen, berichten die Leiterinne­n.

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