Milch sorgt für Streit um Preise und Biostandards
Wien – Milch regt auf. Niedrige Erzeugerpreise, ausgelöst durch Produktionsüberschüsse, Verwerfungen internationaler Märkte und Dumpingpreise der Supermärkte, lassen Landwirte regelmäßig auf die Barrikaden steigen. Dieser Tage geriet die Handelskette Spar ins Visier des ÖVP-nahen Bauernbunds. Es ist nicht die einzige Front, an der gekämpft wird – in der Bredouille sehen sich Biobetriebe.
Die EU sieht bei ihren Biorichtlinien künftig zwingend regelmäßige Weidehaltung vor. Bisher ließ die Auslegung der Regeln einen breiten Interpretationsspielraum zu, den Österreichs Bauern auch nutzten. Gründe wie die Überquerung von Straßen und Bahnübergängen oder Entfernungen zu Wiesen von mehr als 200 Metern etwa reichten aus, um die Tiere im Stall belassen zu können. Tierschützern war diese Praxis im Biomusterland Österreich ein Dorn im Auge.
Doch ab 2021 ist Schluss mit Ausnahmen. Betroffen sind hunderte Biobetriebe mit Rindern, Schafen und Ziegen, die nun alternative Weidepläne ausarbeiten. Prämien aus den vergangenen Jahren sind nicht zurückzuzahlen, dennoch stoßen viele Bauern finanziell an ihre Grenze. Sie müssen raus aus dörflichen Strukturen, die keinen Ausbau zulassen, in neue Ställe investieren oder auf sämtliche Biozulagen verzichten. Da allein biologisches Futter finanziell schwer wiegt und neben Weidehaltung zahlreiche zusätzliche teure Kriterien für den Biostatus einzuhalten sind, wird vielen Betrieben nichts anderes übrig bleiben, als in die konventionelle Landwirtschaft zurückzukehren. (vk)