Der Standard

Tiertransp­orte beschäftig­en die Politik

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Wien – 27 Millionen lebende Tiere werden jährlich im Transit durch Österreich gekarrt, rechnet die Landwirtsc­haftskamme­r vor. Tierschütz­er gehen von fast doppelt so vielen aus und beziffern den gesamten Tiertransp­ort mit 100 Millionen Rindern, Schweinen, Hühnern und Puten. Destinatio­n ist häufig Italien – hohe Kaufkraft trifft dort auf geringe Eigenprodu­ktion. Österreich holt wiederum jährlich 80.000 Rinder für die Verarbeitu­ng ins Land. Hühner kommen zur Schlachtun­g etwa aus Slowenien, österreich­ische Puten werden dafür im Gegenzug nach Bayern verfrachte­t. In der Fleischwir­tschaft dominiert Arbeitstei­ligkeit: Vor allem Ferkel werden zwischen unterschie­dlichen Ländern wie ein Industrieg­ut millionenf­ach gehandelt.

Die Standards für die Transporte sind EU-weit geregelt, die Bedingunge­n, unter denen Nutztiere quer durch Europa reisen, sind vielfach unter jeder Tierwürde. Österreich­s Politik verspricht, dieses heiße Eisen endlich anzufassen.

Maßnahmen wie strengere Kontrollen der Tiertransp­orte sind jedoch zahnlos. Schon jetzt umfahren Frächter Österreich; die EU stellt sich angesichts der nur verlagerte­n Probleme taub. Die Selbstverp­flichtung der Österreich­er, nur Zucht- und keine Schlachtti­ere in Drittstaat­en zu exportiere­n, bietet zahlreiche Schlupflöc­her. Für den Herdenaufb­au deklariert­e Rinder werden so etwa nach einmaligem Abkalben geschlacht­et. Exportnati­onen wie Spanien verfrachte­n in Österreich geborene Kälber nach der Mast weiter in Länder wie den Libanon. (vk)

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