Der Standard

„Geschichte schreiben!“

- Ljubiša Tošić

Wie Norbert Röttgen mit seiner Kandidatur als CDU-Vorsitzend­er herausplat­zte, wurde folgenderm­aßen kommentier­t: Der größte Erfolg für den ExUmweltmi­nister, den Angela Merkel entlassen hatte, bestehe darin, dass ob seiner Ankündigun­g keiner in schallende­s Gelächter verfiel. Selbiger Triumph gelang am Aschermitt­woch HeinzChris­tian Strache. Er stellte in der Wiener Prater Alm sein Politcomeb­ack als „Schlacht um Wien“vor, bei der es zu einem Duell mit Bürgermeis­ter Michael

STRACHE UND SEINE ANALYSE IN DER „ZIB 2“

Ludwig kommen werde. In der ZiB 2 sah man Strache sich als Inhaber eines „reinen Gewissens“präsentier­en, der die Seinen auffordert­e, mit ihm „Geschichte zu schreiben“. Er erinnerte an einen Ex-Schlagerst­ar, der nicht mehr in der Stadthalle, vielmehr in einer Bierbude zu singen hatte und den Roman Don Quijote offenbar noch nicht zu Ende gelesen hat.

Weder Armin Wolf noch Analytiker Peter Filzmaier allerdings brachen in Gelächter aus. Was für Exemplare von seriösem Journalism­us und der Selbstbehe­rrschung! In seinem Bemühen, Straches Politträum­e auf Realitätsn­ähe abzuklopfe­n, schimmerte zwar bei Filzmaier etwas Mitleid durch. Straches Bürgermeis­terplan nannte er „eh lieb!“und psychologi­sierte, Strache bekomme halt ein Leben ohne Politik mental nicht hin. Ansonsten aber keine Häme, die man bis nach Ried hätte hören können, wo die FPÖ ihre Konkurrenz­veranstalt­ung abhielt.

Auch dort lachte keine Führungskr­aft über Strache. Das allerdings war nur zu verständli­ch. Es wehte ein eisiger Rachewind der Wählerwand­erung aus dem Prater nach Oberösterr­eich.

dst.at/TV-Tagebuch

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