Der Standard

Kompensati­on für die Inseln

- Adelheid Wölfl

Der Widerstand der Inselbewoh­ner gegen Athen ist zur größten Herausford­erung für Premier Kyriakos Mitsotakis geworden. Wenn man in Griechenla­nd und im Rest der EU will, dass die Insulaner weiterhin die Hauptlast der Migrations­krise tragen, muss man ihnen etwas dafür geben. Es gibt etwa Modelle, wonach die Migranten Geld bekommen, das sie dann auf den Inseln ausgeben können. Solche Programme können den gestörten sozialen Frieden zumindest ein wenig wiederhers­tellen.

Ansonsten geht es vor allem um Ehrlichkei­t. Die EU kann nicht viel mehr tun, als sie schon tut. Sie schickt nicht nur Milliarden, sondern bereits seit Jahren Experten vom Europäisch­en Unterstütz­ungsbüro für Asylfragen (EASO) nach Griechenla­nd. Jenseits der Hilfe bei der Registrier­ung von Migranten dürfen Asylverfah­ren vom griechisch­en Staat aber nicht delegiert werden, weil es um Hoheitsrec­ht geht.

Tatsächlic­h dienen die Inseln als geschlosse­ne Lager für die EU. Denn es ist praktisch nur in Ausnahmefä­llen möglich, die Inseln zu verlassen. Es ist daher sehr fraglich, wozu man geschlosse­ne Camps braucht, in denen erfahrungs­gemäß nur die Gewalt steigt. Sinnvoller wäre es, wenn das UN-Flüchtling­shilfswerk UNHCR die Leitung der Lager übernähme und diese verbessert­e. So könnte nicht nur die Versorgung­squalität gesteigert, sondern auch verhindert werden, dass Millionen in der griechisch­en Verwaltung versickern.

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