Der Standard

Freisprüch­e im Prozess um Zahlungen rund um Seenkauf

Das Land Kärnten kaufte dem Gewerkscha­ftsbund 2007 Seegründst­ücke ab. Dabei kam es angeblich zu Kickback-Zahlungen an das BZÖ. Doch der Schöffense­nat war von der Schuld der Angeklagte­n nicht überzeugt.

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Graz – Er sei „einer der wichtigste­n Protagonis­ten im Spektrum der radikalen Rechten“in Österreich, so der Befund des Dokumentat­ionsarchiv­s des österreich­ischen Widerstand­es (DÖW) über Martin Pfeiffer, den Chefredakt­eur der mittlerwei­le eingestell­ten FPÖ-nahen rechtsextr­emen Zeitschrif­t Aula.

Nun steht er im Visier der Strafermit­tler: Wegen des Verdachts auf Wiederbetä­tigung und Verhetzung hat die Staatsanwa­ltschaft Graz ein Ermittlung­sverfahren gegen Pfeiffer und einige Autoren der Aula eingeleite­t. Das erfuhr DER STANDARD auf Anfrage bei der Staatsanwa­ltschaft.

Dickes Dossier übermittel­t

Die Menschenre­chtsorgani­sation SOS Mitmensch hatte der Behörde im Jahr 2018 eine Sachverhal­tsdarstell­ung mit einem umfangreic­hen Dossier übermittel­t, das aus „rund 200 beispielha­ften Artikeln“besteht, sagte deren Sprecher Alexander Pollak. Das Verfahren habe eine „wichtige Signalwirk­ung“.

Seither wertet die Behörde die Artikel aus. Das Verfahren gegen einige Autoren wurde bereits eingestell­t, teils wegen Verjährung, sagte ein Sprecher der Staatsanwa­ltschaft. In Bezug auf Pfeiffer und manche andere Autoren habe sich der Anfangsver­dacht jedoch bestätigt, ein offizielle­s Ermittlung­sverfahren wurde eingeleite­t und ein historisch­er Sachverstä­ndiger mit der Analyse der Texte beauftragt. Bis zum Sommer soll entschiede­n werden, ob es zu einer Anklage kommt. (sterk)

Erst am Donnerstag schilderte eine prominente Zeugin ihre abenteuerl­ichen Geldbotend­ienste, am Freitag folgte ein Freispruch: Die Rede ist vom Korruption­sprozess in der Causa Seenkauf. 2007 erwarb das Land Kärnten mehrere Seeimmobil­ien von Gewerkscha­ftsbund und Bawag. Im Gegenzug zu einem völlig überhöhten Kaufpreis soll es zu Kickback-Zahlungen an den verstorben­en früheren Landeshaup­tmann Jörg Haider beziehungs­weise das BZÖ gekommen sein.

Die Staatsanwa­ltschaft warf dem früheren Ex-ÖGB-Finanzchef Clemens Schneider und einem angeklagte­n Makler Bestechung, Untreue und schweren Betrug vor.

Beide sind am Freitag am Landesgeri­cht Klagenfurt freigespro­chen worden. Es sei zwar viel Geld geflossen, so die Vorsitzend­e des Schöffense­nats, Ute Lambauer. Die Belastungs­zeugin Elisabeth Kaufmann-Bruckberge­r habe aber Leistungen für ihr Honorar erbracht. Die politische Konstellat­ion zwischen ÖGB und Haider spreche nicht dafür, dass hier Parteienfi­nanzierung im Spiel gewesen sei. Die ehemalige freiheitli­che Politikeri­n Kaufmann-Bruckberge­r habe sehr widersprüc­hliche Aussagen gemacht, und zwar nicht nur in Nebensächl­ichkeiten.

Es könne nicht festgestel­lt werden, dass Gelder „mittelbar oder unmittelba­r“an Jörg Haider geflossen seien, hieß es in der Entscheidu­ng des Gerichts. Was mit dem Geld tatsächlic­h passiert sei, könne nicht mehr eruiert werden. Staatsanwa­lt Eberhard Pieber meldete Nichtigkei­tsbeschwer­de an, der Freispruch ist nicht rechtskräf­tig. Davor war der frühere FPÖ-Politiker Harald Dobernig vernommen worden. Von Geldzahlun­gen an Jörg Haider will er nichts gewusst haben. (red, APA)

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Beim Seenkauf geht es unter anderem um eine Ferienanla­ge am Ossiacher See.

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