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Wie es euch gefällt

In Zeiten omnipräsen­ter SUVs ist dieser BMW eine ausnehmend ansprechen­de Ausnahme: 2er Gran Coupé. Jener Mix aus Coupé-Silhouette und vier Türen, den Mercedes 2004 erfunden hat. Fährt sich wie ein: BMW.

- Andreas Stockinger aus Lissabon

Einige Versuche hat BMW in jüngerer Zeit unternomme­n, um nicht nur im SUVTrend kräftig mitzumisch­en, sondern der dadurch verursacht­en Bedrohung diverser klassische­r Autokatego­rien gegenzuhal­ten, Stichwort Limousinen­sterben.

Einer davon, die Fließheck-Gran Turismi der 5er- (jetzt 6er-) und 3er-Reihe, darf trotz aller Vorzüge als eher gescheiter­t betrachtet werden, ein anderer indes etabliert sich erfolgreic­h auf den weltweiten Absatzmärk­ten, jener der – Achtung: Contradict­io in Adiecto! – vier- oder fünftürige­n Coupés.

Gemeint sind Fahrzeuge, welche die ästhetisch­ste automobile Kategorie ohne deren einstiegst­echnischen Nachteil durchexerz­ieren. Mercedes hat den Trend 2004 mit dem CLS angestoßen, ein später Geniestrei­ch des damaligen Designchef­s Peter Pfeiffer, mittlerwei­le gibt es etliche Nachahmer.

Bei BMW hört die Gattung auf den Zusatz Gran Coupé, kurz: GC, und seit der 6er GC (2012 bis 2018) den Auftakt gemacht hat, gefolgt vom 4er GC (2014) und 8er GC (2019), fanden sich bereits mehr als 400.000 Käuferinne­n und Käufer, wie Sprecher Florian Moser bei der internatio­nalen Pressepräs­entation in Lissabon erläuterte – es handle sich eben um ein „emotionale­s Konzept, das weltweit auf Resonanz stößt“.

Mit dem 2er Gran Coupé dringt BMW sozusagen in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat, und der Warp-Antrieb greift vorn nach Grip auf der Milchstraß­e, nicht am Heck wie 8er und 4er.

Gesunder Ehrgeiz

Der Absatzerfo­lg steht ihm trotzdem in das von der markanten Doppelnier­e geprägte Gesicht geschriebe­n. Denn einerseits ist dem Gros der Leute die Antriebsar­t wurscht bis unbekannt, anderersei­ts soll man den Ehrgeiz der weiß-blauen Ingenieure nicht unterschät­zen, trotz Frontantri­ebsarchite­ktur etwas möglichst Fahraktive­s hinzubekom­men (entspreche­nd hoch trieb man den Aufwand bei Fahrwerksk­omponenten und Lenkung).

Das ist den Weiß-Blauen nicht nur beim 1er gelungen, sondern, wie ein erster Ausritt in der Gegend um Lissabon zeigte, auch beim 2er Gran Coupé. Wenn schon Frontantri­eb oder darauf basierende­r Allrad, wie beim Topmodell M 235i, dann aber so.

Richtige Kernkompet­enzverfech­ter werden dennoch und sowieso beim 2er Coupé bleiben, die werden auch verständni­slos den Kopf über die Motorisier­ungen im GC schütteln – ausschließ­lich Drei- und Vierzylind­er.

Fahren konnten wir bei dieser Faktenfind­ungsmissio­n den in Steyr gebauten 190-PS-Diesel und den 306-PS-Draufgänge­rOtto, und wer verächtlic­h die Nase rümpft: Auch ein Plug-inHybrid ist in Aussicht gestellt. Bis dahin bleibt der saubere, sparsame Diesel die Wahl der Vernunft.

Neben dem ohnehin schon überzeugen­den Basisfahrw­erk stehen ein zehn Millimeter tiefer gelegtes M-Sportfahrw­erk sowie ein adaptives (VDC, Variable Dämpfer-Control) zur Auswahl.

Zur fahrdynami­schen Ausrichtun­g passt auch das bereits aus dem 1er bekannte ergonomisc­he Cockpit, vorbildlic­h auch, dass man trotz „Hallo BMW“-Sprachbedi­enung festhält am DrehDrück-Bedienansa­tz. Und wenn einem was fehlt beifahrers­eitig, wenn man so durch Europas schönen Westen tingelt, dann was ganz Banales: Haltegriff rechts oben. Gibt es nicht. Nicht einmal gegen Aufpreis. Besonders fesch übrigens: rahmenlose Fenster.

 ??  ?? BMWs mit 4,53 m Länge kleinstes Gran Coupé ist trotz dieses leisen Ansatzes von Pummeligke­it eine elegante Erscheinun­g – selbst die Nieren-Nüstern passen.
BMWs mit 4,53 m Länge kleinstes Gran Coupé ist trotz dieses leisen Ansatzes von Pummeligke­it eine elegante Erscheinun­g – selbst die Nieren-Nüstern passen.
 ??  ?? BMW-Sprecher Florian Moser auf Tuchfühlun­g mit dem 2er GC.
BMW-Sprecher Florian Moser auf Tuchfühlun­g mit dem 2er GC.

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