Heiß auf Polen
Die Erste Group will unter ihrem neuen Chef Bernhard Spalt in Osteuropa wachsen. Vor allem Polen ist ein weißer Fleck auf der Landkarte. Operativ hat die Bank im Vorjahr stark zugelegt, allerdings hinterlassen Sondereffekte in der Slowakei und in Rumänien Spuren in der Bilanz.
Das Setting war das gleiche, die Personen waren großteils neu: Nach der zu Ende gegangenen Ära von Andreas Treichl präsentierte erstmals sein Nachfolger Bernhard Spalt an der Spitze der Erste Group die Bilanz. Der Jurist musste sich dann nicht nur Fragen zum Geschäftsverlauf der Bank, sondern auch solchen zum Coronavirus und zu weltwirtschaftlichen Folgen stellen. Spalt wollte sich nicht an Spekulationen beteiligen, weil viel von Dauer und Ausbreitung der Krankheit abhänge. Wie die Weltkonjunktur betroffen sein werde? „Ich habe keine Ahnung“, sagte der 51-jährige gebürtige Vorarlberger.
Die Erste Group sei von Treichl in „kerngesund“übergeben worden, meinte Spalt. In Zahlen ausgedrückt heißt das: Das Institut mit starker Präsenz in Österreich und Osteuropa steigerte das Betriebsergebnis um 8,7 Prozent auf knapp drei Milliarden Euro. Die Dividende an die Aktionäre wird von 1,40 auf 1,50 Euro je Aktie erhöht. Etwas getrübt wurde der Rückblick durch zwei außertourliche Effekte.
In der Slowakei musste wegen der Verdoppelung der Bankenabgabe eine Firmenwertabschreibung vorgenommen werden. Und in Rumänien wurde eine hohe Rückstellung wegen eines Urteils gegen die dortige Bauspartochter gebildet, die Förderungen nicht rechtskonform ausbezahlt hatte. Wegen dieser beiden EinmaleffekSpalt te schrumpfte das Nettoergebnis um 18 Prozent auf 1,47 Milliarden Euro.
Doch ansonsten sind die ErsteBanker zufrieden. Finanzchef Stefan Dörfler stricht hervor, dass das Kreditvolumen 2019 um 7,3 Prozent und die Einlagen um 6,9 Prozent angewachsen seien. Derartige Steigerungen würden sich andere Banken wünschen. Dabei mache man keinerlei Abstriche bei der Qualität der Ausleihungen. Der Anteil fauler Kredite habe mit 2,5 Prozent den niedrigsten Stand seit dem Börsengang 1997 erreicht. Zur Erinnerung: Hohe Kreditausfälle in Osteuropa hatten mehrere heimische Banken nach der Finanzkrise jahrelang heftig zugesetzt.
will den Wachstumskurs in der Region fortsetzen, wobei auch Akquisitionen ein Thema sind. Die Erste Group hatte sich für die zum Verkauf stehende polnische Commerzbank-Tochter mBank interessiert, dann aber von einem Übernahmeangebot abgesehen. Das Land bleibe ein Zielmarkt, erklärte Spalt am Freitag.
Ansonsten wolle man in den bestehenden Märkten wachsen, organisch wie über allfällige Zukäufe. In andere große neue Märkte will Spalt mit Zukäufen von Beteiligungen oder Banksparten aber nicht vorstoßen, sehr wohl ist dies aber mit der Onlineplattform „George“möglich. Eine Expansion mit „George“nach Deutschland ist aber vorerst vertagt. (as)