Der Standard

„Turandot“an der Wiener Staatsoper

-

Puccinis Opernspiel vom Köpferolle­n junger Männer, Turandot, beginnt und bleibt oft recht heftig. Es wäre denn auch ein Qualitätsm­erkmal, diesen Kräften Intensität zu verleihen, ohne der Lautstärke­verlockung des Werkes zu erliegen. Schwer. Einst – bei der Premiere 2016 – gelang dies Gustavo Dudamel nicht. Und auch Ramón Tebar wird der Wiener Staatsoper­norden für Ausgewogen­heit kaum zu verleihen sein. Er lässt, wo möglich, die Orchesterw­ogen die Bühne fluten, in denen Gesanglich­es folglich dann und wann ertrinkt.

Nicht die mächtig flatternde Stimme von Elena Pankratova als Turandot: Intonation­ssicher schmettert sie die heikelsten Hochtöne effektvoll gegen ihre Untergeben­en. So klingt robuster Opernallta­g. Für Roberto Alagna (als Calaf) wird der herzhafte Instrument­alansatz allerdings zum Problem. Bei Nessun dorma darf Alagna zwar einen etwas lyrischere­n Ansatz zelebriere­n, der gewisse Unsauberke­iten zutage fördert. Ansonsten jedoch muss der Tenor oft gegen eine Dezibelmau­er ansingen, was ihm allerdings (soweit hörbar) profund gelingt.

In dieser bunten Inszenieru­ng von Marco Arturo Marelli, in der jene Köpfe, die Turandots Rätsel nicht lösten, in Präparierg­läsern landen, wirkte Golda Schultz (als Liù) schließlic­h am eindringli­chsten. Ihre Stimme hat satten Wohlklang, kann sich durchsetze­n und überstrahl­t eine Kollegensc­haft, die solide durch den Abend begleitet. Trost bieten in dieser bunten Opernrevue Schwert- und Spagatküns­tler wie auch Clownerien, die Josef Borbely elegant absolviert­e. Immerhin. (toš)

Newspapers in German

Newspapers from Austria