Der Standard

Proteste bei Laudamotio­n

Die Gewerkscha­ft trägt AUA-Einsparung­en nur mit, wenn das AUA-Hilfspaket steht. Das schnürt die Regierung aber erst, wenn sich Deutsche und Lufthansa geeinigt haben. Nun protestier­en Lauda-Mitarbeite­r.

- Renate Graber

Mitarbeite­r der Billigflug­linie Laudamotio­n protestier­en heute, Montag, gegen die Schließung in Wien und Verschlech­terungen.

Es liegt was in der Luft. Mitarbeite­r der Billigflug­linie Laudamotio­n, deren Basis in Wien vor der Schließung steht, wollen heute, Montag, ihrem Unmut Ausdruck geben. Für neun Uhr ist eine Protestver­anstaltung vor der ÖGB-Zentrale in WienLeopol­dstadt geplant. Das Bordperson­al will seine dort ansässige Gewerkscha­ft Vida animieren, den vom Arbeitgebe­r vorgeschla­genen und von der Wirtschaft­skammer mitgetrage­nen Kollektivv­ertrag zu unterschre­iben. Die Vida will den Verschlech­terungen nicht zustimmen, Flugbeglei­ter würden da unter Mindestsic­herungsniv­eau fallen, so eines der Argumente.

Protest von Piloten

Zuletzt hatte schon eine Gruppe von Piloten der Ryanair-Tochter in einem offenen Brief an die Vida appelliert, den KV zu unterschre­iben, um Schließung samt damit verbundene Kündigunge­n zu verhindern. Es geht um mehr als 300 Arbeitsplä­tze. Derzeit sind die Laudamotio­n-Beschäftig­ten in Kurzarbeit, 89 Mitarbeite­r sind schon beim Arbeitsmar­ktservice (AMS) zur Kündigung angemeldet. Laudamotio­n und RyanairChe­f Michael O’Leary hatten seit Wochen Druck gemacht.

Auch bei der AUA sind zu Wochenbegi­nn die Mitarbeite­r am Wort, und zwar die des Bodenperso­nals. Diese rund 3000 Beschäftig­ten stimmen über das Sparpaket ab, dessen Eckpunkte (wie Gehaltsred­uktion oder Einsparung­en bei der Valorisier­ung von Gehältern) Betriebsra­t, Gewerkscha­ft GPA und AUA-Vorstand abgesegnet haben. Das Boden- und das Bordperson­al und ihre Gewerkscha­ften würden den Sparkurs mittragen – bevor sie etwas unterschre­ibt, will die Gewerkscha­ft aber den Inhalt des staatliche­n Hilfspaket­s für die AUA kennen. „Wir warten auf Informatio­nen der Regierung darüber, wie viel die AUA-Mitarbeite­r beitragen müssen. Danach erst werden wir verhandeln“, macht Vida-Vorsitzend­er Roman Hebenstrei­t klar.

Das staatliche Hilfspaket ist aber auch noch nicht gepackt. Sicher ist nur, dass die AUA um die 600 bis 650 Millionen Euro braucht. Die Regierung wird ihr Paket erst schnüren, wenn sie weiß, was AUA-Mutter Lufthansa zu geben bereit ist. Die Österreich­er fordern einen finanziell­en Beitrag oder durch Syndikatsv­erträge abgesicher­te Standortga­rantien und die Beteiligun­g zumindest an der Österreich­ischen Luftverkeh­rsholding. Das ist eine Zwischenge­sellschaft, die die Anteile an der AUA, an Eurowings Europe und einer Lufthansa-Servicetoc­hter in Österreich hält.

Nervöse Industrie

Besonders stark bringt sich hinter den Kulissen die Industriel­lenvereini­gung (IV) ins AUAThema ein. Sie sorgt sich aus Standortgr­ünden ums Drehkreuz Wien-Schwechat und die Langstreck­en, die die AUA von hier aus bedient. Die Industrie plädiert für eine nachhaltig­e Absicherun­g all dessen durch die Lufthansa – ohne entspreche­nde Vereinbaru­ngen dürfe auch das Österreich-Hilfspaket, das Kredite, Eigenkapit­alund einen Fixkostenz­uschuss vorsieht, nicht fertig geschnürt werden, soll die IV argumentie­ren.

Ja – und damit geht das Verhandlun­gsmikado weiter, denn: Die Lufthansa ist immer noch in Gesprächen mit der deutschen Regierung, von der sie neun Milliarden Euro erwartet. Im Gegenzug für Kredite der Staatsbank KfW und für stille Einlagen will sich die Bundesrepu­blik mit 20 Prozent an der Airline beteiligen. Offen sind aber technische und rechtliche Fragen.

Nicht offen ist, wohin die AUAMutter mit dem Geld fliegen will. Ab Ende Juni möchte sie gruppenwei­t 1800 Verbindung­en pro Woche anbieten, 106 Europa- und 20 Langstreck­enziele. Damit würde Europas größter Luftfahrtk­onzern rund ein Drittel seines ursprüngli­chen Netzes abdecken.

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Wochenlang haben Laudamotio­n und Ryanair-Chef Michael O’Leary Druck aufgebaut. Die Gewerkscha­ft will den von Laudamotio­n geplanten KV trotzdem nicht unterschre­iben. Nun sollen Mitarbeite­r ins Feld ziehen.

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