Der Standard

Clinch um Citybikes

Die Gewista kann die laufenden Kosten nicht mehr stemmen, die Neos fordern eine Ausschreib­ung

- Oona Kroisleitn­er

Die Diskussion rund um die Wiener Citybikes geht in die nächste Runde: „Mit oder ohne Gewista“, lautet die Ansage der Stadt-SPÖ, wolle man das Leihradsys­tem in der Stadt „weiterführ­en und ausbauen“, erklärte Gerhard Kubik, roter Sprecher für Stadtentwi­cklung und Verkehr. In der Partei von Bürgermeis­ter Michael Ludwig bedaure man, dass die Gewista drohe, Stationen aufzulasse­n. „Eine Lösung zum Erhalt des Systems muss her.“

Die Debatte rund um die Leihradsta­tionen entflammte vergangene Woche nach einem Bericht des STANDARD, wonach die Gewista, einer der letzten großen Citybike-Anbieter in der Stadt, ihren Teil der Kosten nicht mehr allein stemmen kann. Das Werbeunter­nehmen, das zum internatio­nalen Konzern JCDecaux gehört, soll Wien mit einem Aus noch vor dem Sommer gedroht haben, sofern die Stadt nicht finanziell einspringt – zu groß seien die Kosten für die Instandhal­tung. Es geht um 1,1 Millionen Euro pro Jahr.

„Uns ist wichtig, dass es auch weiterhin ein Leihradsys­tem in der Stadt geben wird, das praktikabe­l ist und viele Stationen umfasst“, heißt es dazu aus dem Büro der zuständige­n Verkehrsst­adträtin Birgit Hebein (Grüne). Laufenden Gesprächen mit der Gewista wolle man nicht vorgreifen. Man gehe aber davon aus, dass es auch im Sommer die Citybikes gibt.

Seit 2003 gibt es diese in Wien – zu Beginn mit nur drei Verleihsta­tionen. In den folgenden Jahren wurde das Leihradsys­tem bis 2015 auf 121 Stationen mit rund 1500 Fahrrädern vergrößert und modernisie­rt. Dann stockte der Ausbau.

Auf dem Spiel stehen jetzt jene 61 Stationen in der Wiener Innenstadt, die von der Gewista gemeinsam mit Sponsoren errichtet und bis heute betreut werden. Für sie trägt das Unternehme­n die laufenden Kosten selbst. Neben der Instandhal­tung fällt darunter etwa die Verteilung der Räder von vollen zu leeren Stationen. Weitere 60 Stationen fallen in das Budget der Stadt. Sie soll rund 860.000 Euro im Jahr dafür ausgeben.

Neos wollen Ausschreib­ung

„Mit ihren fixen Leihstatio­nen hat die Gewista eine Monopolste­llung, trotzdem bedroht ein Streit über die Finanzieru­ng das allseits beliebte Verkehrsmi­ttel“, heißt es dazu von den Neos gegenüber dem STANDARD. Das Unternehme­n sei mithilfe eines Zivilingen­ieurbüros als beste Betreiberi­n ausgewählt worden; nachdem eine Kostenbete­iligung der Stadt anfangs gar nicht vorgesehen war, gab es auch keine Ausschreib­ung, kritisiert Bettina Emmerling, Verkehrssp­recherin der Wiener Neos. Dass die Stadt nun jährlich 860.000 Euro zu den Citybikes dazuzahlt, missfällt den Pinken. „Eine faire Ausschreib­ung ist mehr als überfällig“, sagt Emmerling.

Einen Euro kostet seit Jahren die Anmeldegeb­ühr. Mit einer Bankomat-, Kredit- oder Citybike-Karte mietet man bei den Stationen sein Rad. Auch in der Handhabe sehen die Neos dringenden Modernisie­rungsbedar­f: Das Konzept müsse „von Grund auf überarbeit­et werden“. Um das Angebot attraktive­r zu machen, brauche es „eine App anstatt der veralteten Bildschirm­e an den Leihstatio­nen sowie bessere Räder“, sagt Emmerling.

Eine Stunde lang kann man kostenlos durch die Stadt radeln, bevor erste Gebühren anfallen. Laut Gewista fallen bei 95 Prozent der Fahrten keine Kosten für die Nutzer an. Nach einer 15-minütigen Pause kann man sich nämlich auf ein neues Bike schwingen.

Der Verkehrssp­recher der FPÖ Wien, Toni Mahdalik, appelliert an die Stadt, „den Betrieb der Leihräder weiter sicherzust­ellen“.

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Foto: Robert Newald Rund 60 Citybike-Stationen werden von der Gewista bezahlt.

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