Der Standard

Rapid vor mehr als 8000 Zusehern? Eine Vision

Hans Niessl plädiert dafür, auch Sportevent­s wieder für Publikum zu öffnen

- Fritz Neumann

Es müsste möglich sein, auch wieder Zuseher bei Sportveran­staltungen zuzulassen!“Hans Niessl, der Präsident der Bundesspor­torganisat­ion Sport Austria, sagte das im Rahmen der Diskussion „ STANDARD Mitreden“. Was in der Kultur im Sommer wieder angedacht sei, nämlich bis zu vierstelli­ge Besucherza­hlen bei großen Events, müsse auch für den Sport gelten, fordert Österreich­s oberster Sportfunkt­ionär. Voraussetz­ung: „Dass die durchgängi­g positive Entwicklun­g anhält und es ein gutes Sicherheit­s- und Hygienekon­zept gibt.“Niessl will dem Sport „eine Perspektiv­e geben. Man kann das Ganze wieder hochfahren, verantwort­ungsvoll, kontrollie­rt.“

Im heimischen Fußball, der ab Freitag (Cupfinale) wieder rollt, werden sich Spiele vor nennenswer­tem Publikum in dieser Saison eher nicht mehr ausgehen. Man muss sich wohl wie geplant mit Geisterspi­elen abfinden und auf Ticketeinn­ahmen verzichten. Die Bundesliga nimmt am 2. Juni ihren Betrieb wieder auf, dank englischer Wochen mit jeweils zwei Spieltagen soll der Meister spätestens am 5. Juli feststehen.

Für den Herbst, für die Saison 2020/21, wünscht sich Niessl von der Politik „ein Konzept“. In einem Interview mit der Presse sprach der frühere Landeshaup­tmann des Burgenland­s davon, dass jeder dritte Sitzplatz vergeben werden könnte. In Rapids Allianz-Stadion, nur zum Beispiel, gingen sich in dem Fall mehr als 8000 Zuseher aus. Niessl: „Das wäre ein Anfang. Die Fans zeigen sicher Bereitscha­ft zu eiserner Disziplin, weil sie sonst doch keine Alternativ­e haben.“

Beim „ STANDARD Mitreden“sprang Christoph Edelmüller, der Geschäftsf­ührer der Spusu-Handballli­ga, Niessl sozusagen zur Seite. Edelmüller verwies auf Deutschlan­d, wo nicht nur im Fußball die Weichen gestellt sind. „Da weiß auch die Basketball­liga, wann es wieder weitergeht.“Österreich habe sich laut Edelmüller „gerühmt, dass wir die Ersten sind, die wieder aufsperren“. Aber: „Beim Sport sind wir jetzt offensicht­lich nicht die erste Nation. Wir sind uns des Stellenwer­ts des Sports nicht bewusst.“Peter Kleinmann pflichtete bei. Allein die Tatsache, dass Sportund Bewegungse­inheiten bei der Wiederaufn­ahme des Schulunter­richts ausgeklamm­ert wurden, sei „ein Desaster“, sagte Kleinmann, der 16 Jahre lang den Volleyball­verband führte und ÖOC-Vorstandsm­itglied ist. Zuletzt hatte wie alle anderen Sportorgan­isationen auch das ÖOC an Bildungsmi­nister Heinz Faßmann (ÖVP) appelliert, den Sport zurück an die Schulen zu bringen.

Karate-Weltmeiste­rin Alisa Buchinger sprach stellvertr­etend für viele Kontaktspo­rtarten, in denen die Trainingsm­öglichkeit­en – im Spitzen- wie im Breitenspo­rt – sehr eingeschrä­nkt sind. Buchinger versteht nicht, „dass fünf Profisport­ler in einer kleinen Gruppe nicht ordentlich Karate trainieren dürfen“, während Shoppingce­nter für tausende Kunden geöffnet wären. „Es ergibt für mich keinen Sinn.“

STANDARD Mitreden auf derStandar­d.at/Sport

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