Der Standard

TV-TAGEBUCH Paartherap­ie als Mörderjagd

- Dominik Kamalzadeh

Ohne Covid-19 (ja, leider, wir kommen nicht um das Virus herum) und ohne die Verschiebu­ngen im Release-Kalender wäre Michael Showalters The Lovebirds im Frühjahr beim SXSW-Festival in Austin gelaufen. Jetzt ist er statt im Kino im ContentStr­om von Netflix gelandet (auf Deutsch: Die Turteltaub­en). Verwunderl­ich daran aber ist: Man käme gar nicht auf den Gedanken, dass diese Remarriage­Comedy woandershi­n gehört. Es scheint, als hätte sie genau den richtigen Hafen angelaufen.

Das liegt weniger an Issa Rae, bekannt aus der HBO-Serie Insecure, und Kumail Nanjiani (The Big

DIE US-KOMÖDIE „DIE TURTELTAUB­EN“AUF NETFLIX

Sick), die in diesem zur Mörderjagd erweiterte­n Beziehungs­test ein ganz passables Paar abgeben, weil sie eigentlich überhaupt nicht zusammenpa­ssen. Sie sind „zu divers“: Die resolute Afroamerik­anerin und der quengelige US-Pakistani sind so auch im Clinch glaubwürdi­ger als beim Verliebtse­in.

Das Gefühl, man kenne das alles bereits, hat insgesamt mehr mit der einlullend­en Beiläufigk­eit dieser Komödie zu tun, die nicht einmal mit dem Schauplatz New Orleans viel anzufangen weiß, ihrem Flow an mittelpräc­htigen Gags, die einen in eine Art Stand-by-Modus versetzen. War da was?

Oh ja! Remarriage-Comedies – man denke an His Girl Friday mit Cary Grant (1940) – waren einmal gleichzuse­tzen mit Tempo, dreisten Wendungen und Pointen voller sexueller Anspielung­en. Die Turteltaub­en orientiert sich zwar an der Formel, lässt aber wenig Liebe fürs Detail erkennen. Am witzigsten ist noch die Unbedarfth­eit der Hobbydetek­tive, die über den Umweg der Gefahr auch wieder Lust aneinander finden. dst.at/TV-Tagebuch

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