Vom Leben und Lernen für Zeiten nach Corona
Cocooning bedeutet laut gängigen Lexika „vollständiges Sichzurückziehen in die Privatsphäre; das Sichaufhalten zu Hause als Freizeitgestaltung“. Im Gegensatz und in Ergänzung dazu fügt Matthias Strolz, emeritierter Neos-Mastermind, Autor, Philosoph und Motivator, unserem Sprachschatz ein neues Substantiv hinzu. „Cor-cooning“lautet seine Wortschöpfung. Er beschreibt jenen Zustand als „staatlich verordnetes Sichzurückziehen in die Privatsphäre; das Sichaufhalten zu Hause als Alltagsgestaltung aufgrund der Corona-Pandemie“. Sic!
Was ist wichtig, was relevant? Was wird einem als unverzichtbar verkauft – von Werbung, Politik, Wirtschaft, Gesellschaft? Welchen Götzen folgt man? Die aktuelle Situation legt offen dar, woran es krankt, welch prekäre Verhältnisse global herrschen, welche Ungerechtigkeiten und Ungereimtheiten die Individuen in Schach halten.
Mattias Strolz versucht in seinem aktuellen Buch Kraft & Inspiration für diese Zeiten Antworten zu geben, gleichzeitig aber immer auch Fragen zu stellen. Über das Dasein, über den Sinn. Ähnlich ist der Gedanke, anders aber der Zugang, den Maria Stern, Ex-Partiechefin der Liste Jetzt, formuliert. Sie fasst in 55 guten Nachrichten zusammen, welche Politik nach Corona ihres Erachtens notwendig wäre, um dem Planeten Erde eine Zukunft zu gewährleisten. Sterns Thesen sind kurz und bündig, Strolz holt eher weitläufig aus, umkreist, umarmt seine Gedanken. Anregung zur Diskussion bieten die relativ positiven Ansätze beider ehemaligen Politiker. Streitbar.
„Die Wahrheit ist dem Menschen zumutbar“, schrieb einst Ingeborg Bachmann. Diesem Statement ist nichts hinzuzufügen, sollte man eigentlich meinen. Außer im Speziellen vielleicht, dass zu objektiven Wahrheiten subjektive Lösungen existieren. Gregor Auenhammer
Sekkiert und papierlt
Betrifft: „Nehammer schießt sich auf Wien ein“von Vanessa Gaigg und Stefanie Ruep und Einserkastl „Wien und Ischgl“von Hans Rauscher der Standard, 19. & 22. 5. 2020 Innenminister Karl Nehammer, der ungeachtet seiner Regierungsfunktion den Habit des ehemaligen ÖVP-Generalsekretärs noch nicht abgelegt hat, hilft wahrscheinlich der Wiener SPÖ im bevorstehenden Wahlkampf.
Denn die Wiener lassen sich nur sehr, sehr ungern papierln, indem man Wien allein – wie es Nehammer tut – wegen erhöhter Infektionszahlen an den Pranger stellt, aber andere Bezirke und Regionen, wo die Zahlen zum Teil bedenklicher sind, außer Acht lässt.
Die Wiener werden auch sehr ungehalten, wenn man sie unnötig sekkiert, wie es ÖVP-Tourismusministerin Elisabeth Köstinger wegen ihrer willkürlichen Sperre der Bundesgärten in Wien getan hat. Das könnte durchaus dazu führen, dass sich die sekkierten und papierlten Wiener im Oktober vermehrt hinter der SPÖ scharen.
Aber die Sache hat, wie Hans Rauscher in seinem Kommentar schreibt, auch einen sehr ernsten Hintergrund.
Der geschichtsunkundigen (und damit auch zukunftsvergessenen) türkisen Kurz-Truppe sollte man in Erinnerung rufen, dass die Hetze der christlichsozialen Bundesländer und der faschistoiden Heim(at)wehren mit ein Grund dafür war, dass die Demokratie in der Ersten Republik gescheitert und letztlich auch zusammengebrochen ist.
Wolfgang Broer
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