Überangebot an Schutzmasken in Österreich
Das Rote Kreuz nimmt keine Offerten für Mund-Nasen- Schutz- und FFP2-Masken mehr an. Gesucht werden nur noch Artikel der höchsten Kategorie. Mehr als 102 Millionen Masken wurden bestellt.
Wien – Der erhebliche Mangel an Schutzmasken, den es auf dem Höhepunkt der ersten CoronavirusWelle in Österreich gegeben hat, ist mittlerweile einem Überangebot gewichen. Aktuell nimmt das Rote Kreuz als Beschaffer im Auftrag des Bundes keine Angebote von Firmen für Mund-Nasen-Schutz (MNS) und höherwertige FFP2Masken mehr entgegen. Nur mehr Masken der höchsten europäischen Schutzklasse FFP3 werden derzeit noch gesucht. Insgesamt hat das Rote Kreuz seit Beginn der Krise mehr als 102 Millionen Masken der verschiedenen Kategorien bestellt. Diese kommen vorrangig aus China. Bislang ist knapp ein Viertel der bestellten Ware eingetroffen. Der Rest soll sukzessive bis Dezember folgen.
Der erhebliche Mangel an Schutzmasken und -kleidung, den es am Höhepunkt der ersten Coronavirus-Welle in Österreich gegeben hat, ist in nur wenigen Wochen einem Überangebot gewichen. Aktuell nimmt das Rote Kreuz auch keine Angebote von Firmen für Mund-NasenSchutz- (MNS) und höherwertige FFP2-Masken mehr entgegen, wie es auf Anfrage heißt. Nur noch Angebote für Masken der höchsten europäischen Schutzklasse FFP3, die vor allem im medizinisch sensiblen Bereich Anwendung finden, werden akzeptiert.
Das Österreichische Rote Kreuz (ÖRK) hat in der Corona-Krise die Beschaffung im Auftrag der Bundesregierung übernommen, um Masken und andere Schutzausrüstung besorgen zu können. Und das schnell und ohne Ausschreibung auf einem international heftig umkämpften Markt.
Eingekauft wurde ordentlich: Mehr als 106 Millionen Masken aller Kategorien im Wert von 87,7 Millionen Euro wurden am Höhepunkt der Krise bestellt, der Großteil kommt aus China. Mit den Bestellungen ist vorerst Schluss. Im Gegenteil: Die Bestellmenge wurde vor kurzem sogar um vier Millionen Stück verringert.
24 Millionen Masken geliefert
In Österreich angekommen ist von der gesamten riesigen Maskenbestellung des Roten Kreuzes aber bislang erst ein knappes Viertel, also rund 24 Millionen. Fast 18 Millionen Stück – vor allem OPund MNS-Masken, wie sie auch in Supermärkten oder U-Bahnen getragen werden sollen – wurden bisher verteilt. Neue Ware soll laut Rotem Kreuz laufend eintrudeln, die Liefertermine laufen bis in den Dezember 2020 hinein. Die zuletzt verringerte Gesamtbestellmenge wird dadurch erklärt, dass ein Auftrag über neun Millionen Artikel auf fünf Millionen Atemschutzmasken höherer Qualität abgeändert worden ist.
Beim Roten Kreuz bestätigt man, dass in puncto Masken „die Dringlichkeit der Beschaffung und die zwingenden Gründe nicht mehr im vollen Umfang gegeben sind“, wie es in einer Stellungnahme an den STANDARD heißt. Die Marktmechanismen und der Bedarf hätten sich „an einen Zustand vor Covid-19 angenähert“.
Schritt für Schritt sollen daher wieder die Regeln und Vorgaben des Bundesvergabegesetzes zur Anwendung kommen. Das heißt: Die Bundesbeschaffung Gmbh (BBG) übernimmt wieder die Beschaffungsaktivitäten des Roten Kreuzes. Aktuell wird von der BBG eine Evaluierung der Bedarfslage für Schutzartikel durchgeführt. Laut einer Sprecherin sind aber „aktuelle Bedarfe an MNS- und FFP2-Masken gedeckt“. Sie begründet das „auf Basis der uns vorliegenden Informationen aus den Bedarfsrückmeldungen, Verfügbarkeiten bei unseren Lieferanten und bestehenden Lagerkapazitäten“.
Dabei wartet das Rote Kreuz noch auf knapp 80 Millionen Schutzmasken. Und eine Großbestellung bereitet gehörige Probleme: Über Vermittlung der Südtiroler Oberalp Group wurden vor Monaten 20 Millionen Masken in China bestellt. Geliefert wurden erst 1,7 Millionen Stück. Trotz Ankündigungen Ende April, dass man von der Bestellung zurücktreten werde, sollten die Masken nicht bald geliefert werden, ist die Bestellung weiter aufrecht.
298 Firmen bieten Masken an
Das aktuelle Überangebot an Schutzmasken kann auch so interpretiert werden, dass Österreich auf eine mögliche zweite CoronaWelle besser vorbereitet ist. Dazu kommt, dass auch immer mehr heimische Firmen Schutzmasken vertreiben. Die Wirtschaftskammer listet aktuell 298 Firmen auf, die Schutzmasken verschiedener Kategorien anbieten. Nicht alle gelisteten Firmen strahlen überbordende Seriosität aus. Zudem bietet auch die Kammer Masken zum Verkauf an. Einige Firmen kritisieren, dass hier die Wirtschaftskammer in Konkurrenz zu ihren eigenen Mitgliedern tritt.