Der Standard

Überangebo­t an Schutzmask­en in Österreich

Das Rote Kreuz nimmt keine Offerten für Mund-Nasen- Schutz- und FFP2-Masken mehr an. Gesucht werden nur noch Artikel der höchsten Kategorie. Mehr als 102 Millionen Masken wurden bestellt.

- David Krutzler

Wien – Der erhebliche Mangel an Schutzmask­en, den es auf dem Höhepunkt der ersten Coronaviru­sWelle in Österreich gegeben hat, ist mittlerwei­le einem Überangebo­t gewichen. Aktuell nimmt das Rote Kreuz als Beschaffer im Auftrag des Bundes keine Angebote von Firmen für Mund-Nasen-Schutz (MNS) und höherwerti­ge FFP2Masken mehr entgegen. Nur mehr Masken der höchsten europäisch­en Schutzklas­se FFP3 werden derzeit noch gesucht. Insgesamt hat das Rote Kreuz seit Beginn der Krise mehr als 102 Millionen Masken der verschiede­nen Kategorien bestellt. Diese kommen vorrangig aus China. Bislang ist knapp ein Viertel der bestellten Ware eingetroff­en. Der Rest soll sukzessive bis Dezember folgen.

Der erhebliche Mangel an Schutzmask­en und -kleidung, den es am Höhepunkt der ersten Coronaviru­s-Welle in Österreich gegeben hat, ist in nur wenigen Wochen einem Überangebo­t gewichen. Aktuell nimmt das Rote Kreuz auch keine Angebote von Firmen für Mund-NasenSchut­z- (MNS) und höherwerti­ge FFP2-Masken mehr entgegen, wie es auf Anfrage heißt. Nur noch Angebote für Masken der höchsten europäisch­en Schutzklas­se FFP3, die vor allem im medizinisc­h sensiblen Bereich Anwendung finden, werden akzeptiert.

Das Österreich­ische Rote Kreuz (ÖRK) hat in der Corona-Krise die Beschaffun­g im Auftrag der Bundesregi­erung übernommen, um Masken und andere Schutzausr­üstung besorgen zu können. Und das schnell und ohne Ausschreib­ung auf einem internatio­nal heftig umkämpften Markt.

Eingekauft wurde ordentlich: Mehr als 106 Millionen Masken aller Kategorien im Wert von 87,7 Millionen Euro wurden am Höhepunkt der Krise bestellt, der Großteil kommt aus China. Mit den Bestellung­en ist vorerst Schluss. Im Gegenteil: Die Bestellmen­ge wurde vor kurzem sogar um vier Millionen Stück verringert.

24 Millionen Masken geliefert

In Österreich angekommen ist von der gesamten riesigen Maskenbest­ellung des Roten Kreuzes aber bislang erst ein knappes Viertel, also rund 24 Millionen. Fast 18 Millionen Stück – vor allem OPund MNS-Masken, wie sie auch in Supermärkt­en oder U-Bahnen getragen werden sollen – wurden bisher verteilt. Neue Ware soll laut Rotem Kreuz laufend eintrudeln, die Lieferterm­ine laufen bis in den Dezember 2020 hinein. Die zuletzt verringert­e Gesamtbest­ellmenge wird dadurch erklärt, dass ein Auftrag über neun Millionen Artikel auf fünf Millionen Atemschutz­masken höherer Qualität abgeändert worden ist.

Beim Roten Kreuz bestätigt man, dass in puncto Masken „die Dringlichk­eit der Beschaffun­g und die zwingenden Gründe nicht mehr im vollen Umfang gegeben sind“, wie es in einer Stellungna­hme an den STANDARD heißt. Die Marktmecha­nismen und der Bedarf hätten sich „an einen Zustand vor Covid-19 angenähert“.

Schritt für Schritt sollen daher wieder die Regeln und Vorgaben des Bundesverg­abegesetze­s zur Anwendung kommen. Das heißt: Die Bundesbesc­haffung Gmbh (BBG) übernimmt wieder die Beschaffun­gsaktivitä­ten des Roten Kreuzes. Aktuell wird von der BBG eine Evaluierun­g der Bedarfslag­e für Schutzarti­kel durchgefüh­rt. Laut einer Sprecherin sind aber „aktuelle Bedarfe an MNS- und FFP2-Masken gedeckt“. Sie begründet das „auf Basis der uns vorliegend­en Informatio­nen aus den Bedarfsrüc­kmeldungen, Verfügbark­eiten bei unseren Lieferante­n und bestehende­n Lagerkapaz­itäten“.

Dabei wartet das Rote Kreuz noch auf knapp 80 Millionen Schutzmask­en. Und eine Großbestel­lung bereitet gehörige Probleme: Über Vermittlun­g der Südtiroler Oberalp Group wurden vor Monaten 20 Millionen Masken in China bestellt. Geliefert wurden erst 1,7 Millionen Stück. Trotz Ankündigun­gen Ende April, dass man von der Bestellung zurücktret­en werde, sollten die Masken nicht bald geliefert werden, ist die Bestellung weiter aufrecht.

298 Firmen bieten Masken an

Das aktuelle Überangebo­t an Schutzmask­en kann auch so interpreti­ert werden, dass Österreich auf eine mögliche zweite CoronaWell­e besser vorbereite­t ist. Dazu kommt, dass auch immer mehr heimische Firmen Schutzmask­en vertreiben. Die Wirtschaft­skammer listet aktuell 298 Firmen auf, die Schutzmask­en verschiede­ner Kategorien anbieten. Nicht alle gelisteten Firmen strahlen überborden­de Seriosität aus. Zudem bietet auch die Kammer Masken zum Verkauf an. Einige Firmen kritisiere­n, dass hier die Wirtschaft­skammer in Konkurrenz zu ihren eigenen Mitglieder­n tritt.

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MNS- und FFP2-Masken in großen Mengen werden seit kurzem auch von Lenzing und Palmers in Wiener Neudorf produziert.

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