Der Standard

Stiller Showdown

Das Cupfinale zwischen Red Bull Salzburg und Austria Lustenau ist ein Fall fürs Patschenki­no. ORF 1 überträgt um 20.45 Uhr aus Klagenfurt.

- Christian Hackl

Leo Windtner, der Präsident des österreich­ischen Fußballbun­des ÖFB, wird seinen Job profession­ell ausüben. Heute, Freitag, kurz nach 22.30 Uhr (sofern es keine Verlängeru­ng gibt), wird er im Wörthersee-Stadion einen 70 Zentimeter hohen und zwölf Kilogramm schweren Pokal überreiche­n. An den Kapitän von Red Bull Salzburg oder jenen von Austria Lustenau. Die Wahrscheil­ichkeit, dass es ich um den des Titelverte­idigers namens Andreas Ulmer handelt, ist nicht gerade gering. Windtner möchte den Abstand im Ausmaß eines Babyelefan­ten strikt einhalten. „Dieses Cupfinale wird jedenfalls in die Geschichte des österreich­ischen Fußballs eingehen.“Schuld daran ist Corona.

Nur 200 Personen dürfen anwesend sein, Spieler, Betreuer und Windtner inklusive. Die Siegesund die Trauerfeie­r unterliege­n strengen Regeln, die obligatori­sche Bierdusche ist gestrichen, Bernhard Neuhold, Geschäftsf­ührer des ÖFB und live dabei, sagt: „Wir wollen den Spagat schaffen zwischen einer würdigen Finalveran­staltung und der Einhaltung der aktuellen Regeln im Umgang miteinande­r. Das ist kein Selbstläuf­er, ich glaube aber, dass man mit einem Stück weit Kreativitä­t Möglichkei­ten findet.“Salzburg war in den vergangene­n neun Jahre siebenmal im Finale und sechsmal erfolgreic­h. Im Fall des siebenten Streichs wären die Emotionen wohl überschaub­ar. Zweitligis­t Lustenau stand 2011 im Endspiel, unterlag Ried 0:2. Bei einem mittelgroß­en Wunder könnten die Corona-Regeln verletzt werden. „Salzburg ist da wahrschein­lich abgebrüht, aber wenn es umgekehrt ist, weiß ich nicht, ob sich dann alle im Zaum halten können. Das würde ich jetzt nicht garantiere­n wollen, Bewusstsei­n und Bemühen sind aber auch bei uns vorhanden“, sagt Lustenaus SportVorst­and Bernd Bösch.

Im Auto sitzen

Laut Salzburgs kaufmännis­chem Geschäftsf­ührer Stefan Reiter erfordern „besondere Situatione­n besondere Lösungen“. Also wurde daheim auf der OpenAir-Fläche des Messegelän­des ein Autokino mit 200 Stellplätz­en aufgebaut. „Vielleicht wird man sich in vielen Jahren daran erinnern.“In Lustenau wurde ein Public Viewing angedacht und gleich wieder vergessen. Bösch: „Zu viele Risiken. Wir sind einfach nur froh, Fußball spielen zu dürfen.“

Zum Sportliche­n: Der Vergleich „David gegen Goliath“ist zwar lähmend, er passt aber. „Wir leben im Profifußba­ll für Titel“, sagt Salzburgs Trainer Jesse Marsch. Für den 46-jährigen US-Amerikaner wäre es der erste mit den Bullen, er trat ja erst im Sommer die Nachfolge von Marco Rose an. Mit einem Selbstläuf­er rechnet Marsch nicht. „Wir sind Favorit, aber der Cup hat eigene Regeln, da kann alles passieren, wir müssen bereit sein für verrückte Momente.“Für Verrückthe­iten ist Roman Mählich, der Trainer der Vorarlberg­er, zuständig. In der 2. Liga sind die Lustenauer nur Siebente, Hoffnungst­räger ist Stürmer Ronivaldo aus Brasilien. Der 31-Jährige führt die Cup-Schützenli­ste (sieben Tore) ebenso an wie jene der 2. Liga (16). Mählich sagt: „Wenn Salzburg das Topniveau erreicht, wird unsere Bestleistu­ng nicht reichen. Wir sind uns bewusst, dass viel davon abhängen wird, was Salzburg zulässt. Es gibt aber immer wieder Sensatione­n.“

Und es gab bereits Cupsieger aus der zweiten Leistungss­tufe. 1988 Kremser SC, 1991 Stockerau (2:1 gegen Rapid), 2001 FC Kärnten. 2013 schlug sogar ein Drittligis­t zu. Der FC Pasching demütigte die Wiener Austria mit 1:0.

 ??  ?? Der Brasiliane­r Ronivaldo (links) ist bei Austria Lustenau für die Tore zuständig.
Der Brasiliane­r Ronivaldo (links) ist bei Austria Lustenau für die Tore zuständig.
 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria