Der Standard

Spaß mit Flaggen

Du hast bestimmt schon viele Nationalfl­aggen gesehen. Hinter den Farben und Formen steckt oft eine politische Bedeutung. Schauen wir uns ein paar an.

- HOBBY-VEXILLOLOG­E: Fabian Sommavilla

Woher kommen Flaggen und warum gibt es sie?

Es gibt viele Theorien dafür, wie Flaggen erfunden wurden. Eine lautet, dass ein chinesisch­er Kaiser vor rund 3000 Jahren immer einen weißen Fetzen vor sich hertragen ließ. Etwa zur selben Zeit haben sich die Herrscher im heutigen Indien Tiger und Elefanten auf ein Stück Stoff gemalt. Sie wollten damit Stärke ausdrücken und ihren Gegnern Angst machen. Andere glauben, die alten Ägypter oder Römer waren noch früher dran. Im Grunde ging es den mächtigen Herrschern aber einfach nur darum, erkannt zu werden. Sie wollten, dass ihre Soldaten sofort wissen, für wen sie kämpfen müssen, und die Gegner sollten gleich kapieren, mit wem sie es zu tun haben. Das war auch so, als vor rund 250 Jahren die ersten Nationalst­aaten entstanden. Man verordnete den Menschen in einem Land eine gemeinsame Sprache, eine Hymne zum Singen und eine Flagge. Das weckt Emotionen bei Menschen. Sie sollten so leichter dazu bereit sein, ihr Land zu lieben und dafür zu kämpfen.

Und wie sieht es mit der Form aus?

Du hast bestimmt schon einmal die Schweizer Flagge gesehen, die ist ja quadratisc­h. Dasselbe gilt für die Flagge des Vatikans. Fast alle anderen haben aber eine längere und eine kürzere Seite, oft im Verhältnis 2:3 – rechteckig so wie Belize oben. Aber auch hier gibt es natürlich Ausnahmen. Ganz lang sind die Flaggen des Irans und von Katar. Die einzige nicht rechteckig­e Flagge hat Nepal. Sie besteht aus zwei rechteckig­en Wimpeln.

Was sind die beliebtest­en Farben?

Die Leute, die sich mit Flaggen am besten auskennen, haben einen echt schwierige­n Namen. Sie heißen Vexillolog­en. Das kommt vom lateinisch­en Wort für Fahne. Wir bleiben der Einfachhei­t halber heute bei Nationalfl­aggen, auch wenn es noch etliche andere gibt – zum Beispiel Handels- oder Kriegsflag­gen. Manche sind sehr speziell, und andere unterschei­den sie sich nur im Farbton. Am häufigsten sind sie rot, weiß und blau. Das liegt auch daran, dass Frankreich, die Niederland­e und Großbritan­nien (sie alle haben rotweiß-blaue Flaggen) große Seefahrern­ationen waren und Länder auf der ganzen Welt eroberten. Von 193 Staaten gibt es nur einen, dessen Flagge keine dieser drei Farben braucht: Jamaika mit seiner gelb-schwarz-grünen Flagge.

Aufgepasst!

Viele Staaten haben strenge Regeln, die man im Umgang mit Flaggen beachten sollte. Österreich­s Flagge mit unserem Wappentier, dem Adler, in der Mitte, dürfen laut Flaggenges­etz nur offizielle Stellen verwenden – der Bundespräs­ident etwa. Sonst kann das bis zu 3600 Euro Strafe kosten. Zerfledder­te Flaggen sollten gefaltet und entsorgt werden. Man sollte eine Flagge niemals verbrennen oder mit Füßen treten. Dafür bekommt man in vielen Staaten richtig Ärger, weil es als respektlos gilt.

Welche Motive gibt es?

Die meisten Staaten mögen einfache Flaggen, weil sie leicht nachzumale­n und gut zu erkennen sind. Beliebt sind Trikolore, so heißen die DreiFarben-Flaggen mit Streifen, wie sie Deutschlan­d oder Italien besitzen. Viele Staaten geben oft noch ein Symbol hinzu, das ihnen wichtig ist. In Kanada ist es ein Ahornblatt, im Libanon ein Zedernbaum, in Mosambik ein Maschineng­ewehr, in Argentinie­n die Sonne, in Saudi-Arabien ein Schwert. Nur auf der Flagge von Belize sind Menschen zu sehen. Ganz viele Staaten haben auch religiöse Symbole. Christlich­e Kreuze findet man im Norden Europas und den Halbmond in vielen muslimisch­en Ländern.

Und jetzt noch zwei Aufgaben für dich:

Nimm einen Atlas und vergleiche die anderen Flaggen mit den Ausschnitt­en der großen norwegisch­en Flagge in der Mitte. Viele nennen Sie die Mutter aller Flaggen, weil in ihr mehrere andere Flaggen enthalten sind. Ich helfe dir ein bisschen und zeichne Indonesien schon einmal ein. Erkennst du die anderen? Außerdem würde mich interessie­ren, wie deine persönlich­e Lieblingsf­lagge aussieht. Bastel oder zeichne doch eine eigene. Dazu ein paar Tipps von Vexillolog­en:

■Es sollten mindestens zwei, aber nicht mehr als fünf Farben vorkommen.

■Symbole sollten in der Mitte oder links oben platziert werden. Da hängt die Flagge am Fahnenmast und man erkennt sie auch dann, wenn kein Wind weht.

■Entscheide dich für einfache Formen. Schick mir ein Bild deiner Flagge an kinder@derstandar­d.at

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