Harte Lauda-Landung
Laudamotion schließt die Basis in Wien, nachdem Verhandlungen über einen Kollektivvertrag geplatzt sind. Nun gibt es massive Vorwürfe, die Gewerkschaft habe im Sinne der AUA gehandelt.
Ein Grundgehalt von 19.200 Euro im Jahr hat der Gewerkschaft letztlich nicht gereicht. Auf diese Summe hat Laudamotion ihr Angebot für die Bezahlung von Flugbegleitern erhöht und wurde nicht müde zu betonen, dass dieser Lohn ohne Durchführung einer einzigen Flugstunde überwiesen werde. Für die Gewerkschaft Vida war auch die Anhebung des Grundgehalts um ein Drittel nicht ausreichend. Immer noch unter der Armutsgrenze, beschied ihr Chef Roman Hebenstreit.
Die Konsequenzen des Scheiterns nach 15-stündigen Verhandlungen sind massiv. Die RyanairTochter zieht nun ihre Basis aus Wien ab, 370 Mitarbeiter verlieren ihren Job. Ein hoher Preis, der nach Ende des Tauziehens zu einer weiteren Eskalation führte. Die Vida sei nie an einer Lösung interessiert gewesen, erklärte Lauda-Flugkapitän Thomas Gurgiser in einer Mitteilung. Er spricht von einem „abgekarteten Spiel“. Und weiter: „Skandalöserweise befanden sich im Vida-Verhandlungsteam sowohl ein Betriebsrat der AUA als auch ein Betriebsrat der Level. Deren einziges Ziel war es, einen positiven Vertragsabschluss zu verhindern und damit 500 Menschen die Existenzgrundlage zu rauben.“
Das stellt die Gewerkschaft so klar: Im Verhandlungsteam für Kollektivverträge sind die Mitglieder des gewählten Fachausschusses der jeweiligen Branche dabei. Im konkreten Fall ist das der Fachausschuss Luftfahrt. In diesem Gremium sitzen die Betriebsräte aller Airlines, also etwa auch jene der AUA. Der Laudamotion-Betriebsrat (um dessen Rechtmäßigkeit vor Gericht gestritten wird) ist laut Vida deswegen nicht im Fachausschuss und bei den Laudamotion-Verhandlungen vertreten, weil er bei der Besetzung des Gremiums noch nicht existiert hat. Hebenstreit dazu: „Auch wenn wir einen KV für die AUA verhandeln, sind die Betriebsräte der anderen Airlines dabei.“
Doch die Lauda-Crew ließ das nicht gelten: „Man ist befangen, wenn man für einen direkten Mitbewerber arbeitet“, hieß es in einer Aussendung. Der Ball wurde prompt von den Neos aufgegriffen. Es sei „ein Wahnsinn“, dass es trotz der Nachbesserungen seitens Laudamotion zu keiner Einigung gekommen sei, sagte Parteichefin Beate Meinl-Reisinger.
Runder Tisch verlangt
Sie vermutet, dass die Gewerkschaft „im Eigeninteresse“verhandelt habe, um der AUA einen Konkurrenten vom Hals zu schaffen. Meinl-Reisinger fordert die Regierung auf, einen runden Tisch einzuberufen, um eine Lösung zu finden. Immerhin sei es unter Regierungschef Sebastian Kurz in der ÖVP-FPÖ-Koalition zur „österreichischen Lösung“mit der Übernahme der Fluglinie durch Niki Lauda gekommen. „Die Regierung soll ihren Job machen“, meint die Neos-Chefin im Gespräch mit dem STANDARD. Sie hat einen entsprechenden Antrag am Freitag im Parlament eingebracht.
Vida-Vorsitzender Hebenstreit weist diese Vorwürfe zurück. Die Gewerkschaft verhandle grundsätzlich auch bei den Airlines um den Erhalt von Arbeitsplätzen und darum, dass Arbeitnehmer, die Vollzeit arbeiten, von ihrem Einkommen auch leben können. Keine Gewerkschaft würde einen KV unterschreiben, der bestehenden Gesetzen widersprechen würde und in dem Gehälter fixiert werden, die unter der Armutsschwelle liegen würden. Hebenstreit auf Anfrage: „Ich glaube nicht, dass mir eine Parlamentarierin und Parteichefin ausrichten will, dass Menschen – und im konkreten Fall besonders Frauen – von ihrer Vollzeitarbeit nicht leben können sollen, und dass sie der Gewerkschaft anraten möchte, gesetzeswidrige Verträge zu schließen.“Laudamotion ruft nun nach einem Machtwort von Kurz, der in den „Vida-Skandal“eingreifen solle. „Bitte helfen Sie uns mit Ihrer Reputation, Ihrer Erfahrung und Ihrem Können als Krisenmanager Österreichs als Vermittler.“
Die nun betroffenen 370 Mitarbeiter wurden bereits beim AMS zur Kündigung angemeldet. Ryanair hat begonnen, die Airbus-Flotte aus Wien abzuziehen. Die irische Fluglinie hat angekündigt, die Strecke von und nach Wien selbst zu übernehmen und viele neue Destinationen eröffnen zu wollen. Die Lauda-Chefs sprechen von einer „riesigen Expansion“in Wien, die freilich von Ryanair durchgeführt werde.
Für Laudamotion sei das ein „sehr trauriger Tag“. Die Kurz-Regierung sehe der Job-Zerstörung bei der Fluglinie tatenlos zu, heißt es in dem Statement.