Der Standard

Fossiles Denken

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Die Autoindust­rie hat schon gemütliche­re Zeiten erlebt, damals nämlich, als der Verbrennun­gsmotor sozusagen alternativ­los war und andere Antriebsko­nzepte schon allein am süffisante­n Lächeln der renditeges­teuerten Konzernlen­ker abprallten.

Jetzt werden die Karten neu gemischt. Alle möglichen und unmögliche­n Wege werden untersucht, um den fossilen Kohlenstof­fausstoß zu verringern. Die unumschrän­kte Souveränit­ät der Verbrennun­gskraftmas­chine ist gebrochen. Die damit verbundene Denkweise ist aber noch da, sie hat sich ja auch in unserer Sprache festgefres­sen. Man vergleiche: Turbolader, Turbomotor, Turbokapit­alismus. Porsche nennt sein vollelektr­isch angetriebe­nes Flaggschif­f Taycan Turbo. Komplett neuer Antrieb, komplett altes Denken.

Die vordringli­che Aufgabe von BMW im Rahmen der

Brennstoff­zellen-Antriebsen­twicklung mit Toyota scheint wohl einen ähnlichen Hintergrun­d zu haben: Leistungse­skalation und Kraftentfa­ltung, dass die Tür nicht zugeht: 374 PS (siehe nebenan). Toyota will sich damit wohl nicht mehr beschmutze­n und lagert den Wahnsinn nach Europa aus.

Fällt Ihnen noch etwas auf? Pferdestär­ken, PS, eine Maßeinheit, die seit 1977 definitiv nicht mehr gilt, hat wie im Funkenflug die Elektromob­ilität erobert, obwohl die elektrisch­e Leistung bereits seit 1889 in Watt (Kilowatt) angegeben wird und seit 1960 im internatio­nalen Einheitens­ystem (SI) verankert ist.

Das Automobil benötigt eine grundlegen­de Auffrischu­ng im Zugang, eine neue, ökologisch vertretbar­e Anreizeben­e, wenn nicht all die Arbeitsplä­tze in der Branche verlorenge­hen sollen, die jetzt wackeln. Der fossile Treibstoff ist nur der kleinere Teil des Problems, das fossile Denken ist der größere. (rs)

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