Wolfram Paulus 1957–2020
Er fühle sich wie „der letzte Mohikaner“, hat Wolfram Paulus einmal gesagt, und er meinte seine Haltung als ein Filmemacher, dem „Achtung“für seine Figuren wichtiger ist als kommerzieller Erfolg. Das Indianer-Bild ist aber auch passend für einen Künstler aus einer Generation, die Karl May noch las „wie ein Lexikon“, wie es in Die Ministranten heißt, dem vielleicht schönsten seiner Filme. Paulus erzählt von einer Kindheit im Lungau, als Österreich gerade ein paar Schritte in die Moderne machte.
Dem Salzburger Land hat er überwiegend die Treue gehalten; er studierte Film im näheren München und nicht in Wien. Sein bekanntester Film Heidenlöcher erzählt von der Zeit des Zweiten Weltkriegs in einem Dorf, in dem ein Deserteur versteckt wird. Man kann dabei an den Grundwehrdiener Biberger aus Wochenend denken, mit dem Paulus sein Filmstudium abschloss. Die bergende Provinz ist ihm zugleich die vernichtende Provinz: Mit Nachsaison kam Paulus in einer Gegenwart an, in der aus dem Fremdenverkehr Tourismus wurde.
Es war sein Vater, der Wolfram Paulus, geboren 1957 in Großarl, auf die Arbeit mit einer Filmkamera brachte. Nach den drei Filmen, die man als Salzburger Trilogie gesehen hat und die international wahrgenommen wurde, schwand die Aufmerksamkeit für die Arbeiten von Paulus ein wenig. Er widmete sich nun Beziehungs- und Familiengeschichten, zum Beispiel in Du bringst mich noch um (2003) mit August Zirner und Katja Flint.
Am Donnerstag ist der Filmemacher Wolfram Paulus 62-jährig gestorben. (reb)