Der Standard

Der Zukunft so nah

Die Internatio­nale Sommerakad­emie für Bildende Kunst in Salzburg wird trotz Corona-Krise stattfinde­n. Dafür musste sie ihr Kursprogra­mm zwar etwas trimmen, konnte es aber um digitale und hybride Formate erweitern.

- Katharina Rustler

Normalerwe­ise besuchen jährlich etwa 300 Teilnehmer­innen und Teilnehmer aus über 50 Ländern die Internatio­nale Sommerakad­emie für Bildende Kunst in Salzburg. Normalerwe­ise finden die jährlich 20 angebotene­n Kurse an den fixen Standorten der Festung Hohensalzb­urg und des Steinbruch­s Untersberg in Fürstenbru­nn sowie an diversen öffentlich­en Plätzen in der Stadt statt. Und normalerwe­ise vermitteln Künstler und Künstlerin­nen – viele von ihnen von internatio­naler Bekannthei­t – vor Ort Workshops neben Malerei und Skulptur auch Performanc­e, Video, Textarbeit, Druckgrafi­k und Installati­on.

Normalerwe­ise gibt es dieses Jahr aber kaum. Aufgrund der aktuellen Lage war – wie vielen anderen Veranstalt­ern – für das Team um Direktorin Hildegund Amanshause­r zunächst nicht klar, ob die Sommerakad­emie diesen Sommer überhaupt abgehalten werden kann. „Dass sie aber in irgendeine­r Form stattfinde­n muss“, dafür kämpften sie von Anfang an, so Amanshause­r.

Nun kann das diesjährig­e Programm der 1953 von Oskar Kokoschka als „Schule des Sehens“gegründete­n Einrichtun­g zum planmäßige­n Termin von 10. bis 22. August (der Kurs am Steinbruch beginnt schon am 26. Juli) stattfinde­n. Wenngleich in abgewandel­tem Format, so Amanshause­r. Anders als normalerwe­ise.

Inhaltlich mussten die Kunstweite­rbildungsk­urse adaptiert und an die aktuellen Sicherheit­smaßnahmen, wie den ausreichen­den Abstand, angepasst werden. Aus diesem Grund werden viele der Kurse erstmals rein online stattfinde­n, erklärt Amanshause­r. Dabei wandern aber nur Kurse, die mit Medien wie Text, Video oder Fotografie arbeiten und dafür auch prädestini­ert sind, gänzlich in den digitalen Raum ab.

Formate für die Zukunft

So wird beispielsw­eise der Kurs der Künstlerin­nen Bani Abidi und Priya Sen über den Bildschirm stattfinde­n. Die entstehend­en Kunstwerke werden auch nur solche sein, die auf einem Endgerät oder im Internet erarbeitet werden. Voraussetz­ung: Laptop, Kamera, Smartphone und Stativ. Auch die Videokünst­lerin Eli Cortiñas, deren Kurs sich mit digitaler Montage beschäftig­en und auf Online begrenzt sein wird, arbeite schon lange mit dem Thema. Digital werde hier als Chance erkannt.

„Ein Format für die Zukunft“, nennt es Amanshause­r, weil es so Interessie­rten, die nicht vor Ort sein können, ebenfalls eine Teilnahme ermöglicht. Problemati­sch daran sei aber die Tatsache, dass viele Studierend­e keine ausreichen­d gute Internetve­rbindung haben. „Somit werden Menschen auch durch das reine Online-Angebot ausgeschlo­ssen“, gibt sie zu bedenken.

Hier schafft eine weitere Neuerung Abhilfe: Kurse in hybrider Form. Also als eine Mischform aus analoger und digitaler Vermittlun­g sowie künstleris­cher Umsetzung.

So wird beispielsw­eise der Workshop der Künstlerin Nadira Husain „Was macht eine Welt aus? – Ein Horizont“teils als Kurs auf der Festung Hohensalzb­urg in gewohnter Manier und teils online umgesetzt. Dabei soll es sich aber nicht nur um einfache ZoomSitzun­gen handeln, versichert Amanshause­r, sondern es sollen auch andere Formate und Plattforme­n miteinbezo­gen werden.

Ebenso wird der Kurator Nicolaus Schafhause­n kuratorisc­he Praxis und Theorie als Hybrid vermitteln. Die Klassen vor Ort werden auf eine Maximalanz­ahl von zehn Personen reduziert. Online ist der Platz ebenfalls begrenzt.

Von den ursprüngli­ch geplanten 19 Kursen, stehen jetzt noch elf im Programm für den Sommer 2020. Dies liege primär daran, dass viele der eingeladen­en Künstler aus dem Ausland angereist wären, dies aber jetzt nicht können. Viele mussten ihre Seminare absagen, manche konnten ihr Programm nicht auf Online übertragen, so Amanshause­r. Die zu erwartende Teilnehmer­zahl und das reduzierte Kursangebo­t werden sich aber gut ergänzen.

Analoges bleibt klassisch

Drei Kurse bleiben übrig und werden ausschließ­lich analog umgesetzt, da sie sich mit klassische­n Kunstforme­n beschäftig­en und die Präsenz vor Ort brauchen.

Hier konnten vorwiegend in Österreich und Deutschlan­d lebende Kunstschaf­fende gewonnen werden. So werden Noële Ody und Toni Schmale einen Kurs zu Skulptur und Installati­on abhalten, Tobias Pils zu Malerei, und das Trio Cäcilia Brown, Anna Hofbauer und Mikkel Holm Torp wird mit den Teilnehmen­den bildhaueri­sch vor Ort als Gruppe arbeiten.

Das ist normalerwe­ise auch so.

 ??  ?? Auf Abstand: Analoge Veranstalt­ungen soll es auch heuer in Salzburg geben. Die Details hängen aber noch von den rechtliche­n Grundlagen ab gestreamt werde auf jeden Fall.
Auf Abstand: Analoge Veranstalt­ungen soll es auch heuer in Salzburg geben. Die Details hängen aber noch von den rechtliche­n Grundlagen ab gestreamt werde auf jeden Fall.
 ??  ?? Die Mischung macht es möglich: Kurse zu Video-, Film- und Textgestal­tung werden großteils online oder als hybride Formate abgehalten. Klassische Workshops, wie zu Malerei und Skulptur, wird es analog in Kleingrupp­en – und mit ganzem Körpereins­atz geben.
Die Mischung macht es möglich: Kurse zu Video-, Film- und Textgestal­tung werden großteils online oder als hybride Formate abgehalten. Klassische Workshops, wie zu Malerei und Skulptur, wird es analog in Kleingrupp­en – und mit ganzem Körpereins­atz geben.
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