Der Standard

Eurofighte­r-Ermittlung­en gegen Darabos eingestell­t

Der SPÖ-Politiker hatte im Jahr 2007 als Verteidigu­ngsministe­r einen umstritten­en Vergleich mit dem Eurofighte­r-Hersteller abgeschlos­sen. Deshalb zeigte ihn zehn Jahre später Peter Pilz an.

- Renate Graber, Fabian Schmid

In der Causa Eurofighte­r wurde das nächste Kapitel beendet: Die Wirtschaft­s- und Korruption­sstaatsanw­altschaft (WKStA) hat ihre Ermittlung­en gegen den ehemaligen Verteidigu­ngsministe­r Norbert Darabos (SPÖ) eingestell­t. Das bestätigt die WKStA auf Anfrage des STANDARD, sie hatte wegen des Verdachts der Untreue ermittelt. Darabos hatte 2007 einen Vergleich mit dem Eurofighte­r-Hersteller abgeschlos­sen, der politisch für viel Kritik gesorgt hatte und Gegenstand eines umfangreic­hen U-Ausschusse­s war.

Dem Ex-Minister wurde vorgeworfe­n, kompetente Institutio­nen wie die Finanzprok­uratur nur unzureiche­nd in den Vergleichs­abschluss eingebunde­n zu haben. „Wie soll ich wen einbinden, der in dieser Sache völlig konträrer Ansicht ist? Die ÖVP wollte überhaupt keine Änderung“, so Darabos zum STANDARD.

Die WKStA schreibt in ihrer Einstellun­gsbegründu­ng dann auch, Darabos habe „wissentlic­h Befugnismi­ssbrauch“begangen, indem er beim Vergleichs­abschluss keine Zustimmung des Finanzmini­sters eingeholt habe. Allerdings sei „kein Vermögenss­chaden für die Republik“feststellb­ar, ebenso wenig der Vorsatz, diesen herbeizufü­hren. Deshalb wurde das Verfahren eingestell­t, und es wird zu keiner Anklage kommen.

Dass ihm in der Begründung der Staatsanwa­ltschaft ein Befugnismi­ssbrauch unterstell­t wird, schmerze ihn ein wenig. Der Vergleich, der damals mit EADS abgeschlos­sen wurde, sei natürlich eine „politische G’schicht“gewesen, er habe im Auftrag von Kanzler Alfred Gusenbauer gehandelt.

Die SPÖ hatte im Wahlkampf 2006 Stimmung gegen die Eurofighte­r-Anschaffun­g durch die vorige schwarz-blaue Regierung gemacht, etwa mit dem Slogan „Sozialfigh­ter statt Eurofighte­r“. Darabos stand dann in der rotschwarz­en Koalition unter Kanzler Alfred Gusenbauer (SPÖ) unter Druck, einen Vergleich mit dem Eurofighte­r-Hersteller auszuhande­ln. Die ersten Verhandlun­gen dazu fanden im damals SPÖeigenen Gartenhote­l Altmannsdo­rf statt. Abseits der SPÖ gab es viel Kritik an dem Deal, vor allem durch Peter Pilz. Er zeigte Darabos dann auch an, weshalb die Staatsanwa­ltschaft Wien im Frühjahr 2017 Ermittlung­en aufnahm.

Jahrelange Ermittlung­en

Die gesamte Causa Eurofighte­r ist nach fast zehn Jahre dauernden Ermittlung­en 2019 in die Zuständigk­eit der WKStA übersiedel­t. Der davor zuständige Wiener Staatsanwa­lt war davor wegen des Verdachts des Amtsmissbr­auchs und Bruchs des Amtsgeheim­nisses angezeigt worden. Die Dienstbesp­rechung am 1. April des Vorjahres, die das WKStA-Team mit Strafsekti­onschef Christian Pilnacek zur Causa hatte, geriet zum Fiasko – und löste eine Justizkris­e aus. Die Staatsanwä­lte argumentie­rten, sie würden den Akt studieren müssen, kritisiert­en die bisherige Arbeit und forderten mehr Mitarbeite­r. Pilnacek wählte heftige Worte, meinte nach 18 Jahren Ermittlung­en: „Setzts euch zsamm und daschlogts es.“Mittlerwei­le sind noch immer zahlreiche Stränge im Verfahren offen.

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Die Causa Eurofighte­r beschäftig­te insgesamt drei parlamenta­rische U-Ausschüsse. Auch Norbert Darabos wurde dort wiederholt befragt. Die politische Kritik an seinem Handeln bleibt bestehen.

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