Der Standard

Peking macht Hongkong-Protesten ein Ende

- Philipp Mattheis

Noch gibt es sie, die China-kritischen Kundgebung­en in Hongkong – eine davon ließ die Polizei am Dienstag auflösen (Bild). Bald werden sie nach dem Willen Pekings aber ein Ende haben. Präsident Xi Jinping signierte das umstritten­e Sicherheit­sgesetz, mit dem die Zentralreg­ierung gegen Aktivitäte­n vorgehen kann, die sie als subversiv, separatist­isch oder terroristi­sch einstuft. Auch „heimliche Absprachen“mit dem Ausland sind fortan verboten. Peking hat klargemach­t, dass damit die Demokratie­bewegung gemeint ist. Auch sonst geht Pekings Außenpolit­ik zunehmend aggressiv zu Werke.

Es läuft gut für Peking in diesen Monaten. Während die Corona-Pandemie in den USA wütet, kann die Partei dem Volk versichern, alles unter Kontrolle gebracht zu haben. Die Massenster­ilisierung­en von uigurische­n Frauen in der Westprovin­z Xinjiang werden von der Weltgemein­schaft weitgehend ignoriert. Und schließlic­h hat die Führung in Peking endlich die aufmüpfige Stadt Hongkong unter Kontrolle gebracht. Das am Dienstag verabschie­dete „Nationale Sicherheit­sgesetz“beendet faktisch deren politische­n Freiraum. Den jungen Köpfen der Demokratie­bewegung wie Joshua Wong oder Agnes Chow droht nun lebenslang­e Haft. Wahrschein­lich gehört auch bald das freie Internet in Hongkong der Vergangenh­eit an. Hongkongs Autonomie ist zu Ende – und damit die Hoffnungen von Millionen Bürgern auf mehr Freiheit.

Wie üblich kommt aus dem Westen, vor allem aus Europa, nur sanfte Kritik. Die „EU bedaure den Schritt“, sagte Ratspräsid­ent Charles Michel. Und Kommission­spräsident­in Ursula von der Leyen sagte, das Gesetz drohe „den hohen Grad der Autonomie Hongkongs ernsthaft zu untergrabe­n“. Konsequenz­en? Keine. Selbst die USA reagieren verhalten: mit Visabeschr­änkungen in Zeiten, in denen niemand reist, und Exportverb­oten für militärisc­he Güter, die ohnehin von Hongkong so gut wie nicht gekauft werden.

Wie gewöhnlich wird es dann heißen: Man müsse im Dialog bleiben. Wie gesagt: Es läuft gut für Peking.

 ??  ??
 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria