Der Standard

Unter Xi expandiert China massiv

Von Hongkong bis Australien

- Philipp Mattheis

Wir stellen unser Licht unter den Scheffel und werden im Verborgene­n stärker“, formuliert­e Deng Xiaoping die Außenpolit­ik Chinas anfang der Neunziger. Mit der sanften Art, mit der die Führung in Peking das Land zu alter Größe führen will, ist es aber spätestens seit dem Amtsantrit­t Xi Jinpings 2013 vorbei. „Der Wiederaufs­tieg Chinas zur Großmacht unter der Führung der Kommunisti­schen Partei (KP) ist ein Grundpfeil­er der Propaganda“, sagt Mikko Huotari vom Mercator-Institut für China-Studien in Berlin. Die Expansions­herde Chinas im Überblick.

Dass die ehemalige britische Kronkoloni­e Hongkong zu China gehört, bestritt lange Zeit niemand – auch viele Hongkonger nicht. 1997, so war es vertraglic­h vereinbart worden, fiel Hongkong zurück an das Festland. Die Autonomie der Stadt sollte allerdings weitere 50 Jahre unter dem Grundsatz „Ein Land, zwei Systeme“gewahrt bleiben. Doch mit dem neuen Sicherheit­sgesetz, das am Dienstag verabschie­det wurde und heute, Mittwoch, in Kraft tritt, bricht Peking offen mit der Vereinbaru­ng.

Die Unabhängig­keit Taiwans hat ■ Peking nie anerkannt. Das hat geschichtl­iche Gründe. 1949 flüchteten die Truppen des Guomindang­Chefs Chiang-Kaishek mit rund zwei Millionen Anhängern dorthin. Seitdem gilt Taiwan als abtrünnige Provinz, die Wiedervere­inigung mit dem Festland nur als Frage der Zeit.

Mit Japan streitet sich China um ■ eine unbewohnte Inselgrupp­e im Gelben Meer. Die Diaoyu- oder Senkaku-Inseln sind zwar ziemlich wertlos, taugen aber immer wieder dazu, nationalis­tische Wallungen aufleben zu lassen. Zuletzt geschah das 2012, als chinesisch­e Konsumente­n vorübergeh­end japanische Produkte boykottier­ten.

Um Inseln geht es auch im Süd■

chinesisch­en Meer. Die Spratly- und Paracel-Inseln sowie das Scarboroug­h-Riff werden von mehreren Staaten beanspruch­t: Taiwan, die Philippine­n, Vietnam, China, Malaysia und sogar das Sultanat Brunei wollen einen Teil vom Kuchen. Denn in der Region werden Erdölvorko­mmen vermutet. Nur China aber schafft vollendete Tatsachen, indem es seit 2010 Flughäfen und militärisc­he Einrichtun­gen auf den sonst unbewohnte­n Inseln errichtet.

Still baut Peking seinen Einfluss ■ in Asien und Afrika aus. Mit der

Neuen Seidenstra­ße schafft China neue Abhängigke­iten, auch innerhalb der EU. Peking finanziert Infrastruk­turprojekt­e wie Häfen, Zugstrecke­n, Flughäfen und Straßen. Die Aufträge dafür gehen fast ausschließ­lich an chinesisch­e Firmen. Kann ein Staat den Kredit nicht zurückzahl­en, nimmt Peking das Projekt als Sicherheit – wie im Fall eines geostrateg­isch bedeutsame­n Hafens in Sri Lanka.

Und schließlic­h nutzt Peking seine Macht als größter Absatzmark­t der Welt. Weil sich Austra

lien einer US-Initiative anschloss, eine unabhängig­e Kommission nach Wuhan zu schicken, um die Anfangspha­se der Pandemie aufzukläre­n, drohte Peking mit Boykott und Strafzölle­n. Für Australien eine empfindlic­he Sache: Der Rohstoffex­porteur ist massiv von Chinas Nachfrage abhängig.

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