Der Standard

Zu ernst für Taktierere­i

- Rosa Winkler-Hermaden

Es ist bedenklich, was derzeit in Favoriten passiert. Polizisten wurden verletzt, ein Journalist gar krankenhau­sreif geprügelt. Die Ultranatio­nalisten, die auf der Straße randaliert­en, schrecken nicht vor Gewalt zurück. Insofern sind die deutlichen Worte von Bundeskanz­ler Sebastian Kurz (ÖVP) nur zu begrüßen, der einerseits die Türkei und Präsident Tayyip Erdoğan für das unruhestif­tende System kritisiert­e und gleichzeit­ig ankündigte, die Hintermänn­er in Österreich auszuforsc­hen, um ähnliche Vorkommnis­se in Zukunft zu vermeiden.

Was allerdings immer mitschwing­t, wenn sich die Bundesregi­erung besonders um Wien kümmern möchte, ist die Botschaft, dass die rot-grün regierte Stadt ihre Aufgaben nicht erledigt habe. Dabei waren Bürgermeis­ter Michael Ludwig und Vizebürger­meisterin Birgit Hebein sehr klar in ihren Stellungna­hmen. Beide verurteilt­en die Gewalt.

Die Stadtregie­rung muss dennoch achtgeben, dass man ihr das Thema nicht aus der Hand nimmt und Rot und Grün als Gutmensche­nparteien abgeschrie­ben werden. Zwar blickt die Bundes-ÖVP hoffentlic­h nicht nur aus wahlkampft­aktischen Gründen nach Favoriten, das Thema ist zu ernst für Taktierere­i. Eine weitere Gelegenhei­t, die Stadt schlecht dastehen zu lassen, bieten die Konflikte aber allemal. Schließlic­h giert die ÖVP nach ehemaligen FPÖWählern. Die sind ansprechba­r, wenn es darum geht, in aller Härte gegen die Unruhestif­ter vorzugehen.

Newspapers in German

Newspapers from Austria