Der Standard

Bauchgefüh­l ist zu wenig

- András Szigetvari

Eigentlich ist es fast schon zu spät. Vernünftig wäre es gewesen, dass die türkis-grüne Koalition schon vor der Präsentati­on der weiteren Eckpunkte ihres 50 Milliarden Euro schweren Konjunktur­pakets vor zwei Wochen Berechnung­en dazu anstellt und vorlegt, was sie mit diesem Geld erreichen will. Also klar: Es geht darum, die schwerste Rezession in der Nachkriegs­zeit kurz zu halten und Arbeitslos­igkeit zu bekämpfen.

Aber ist es dafür wirklich das beste Mittel, die Einkommens­steuer zu senken oder das Schnitzel beim Wirt ums Eck billiger zu machen? Letzteres wurde am Dienstag beschlosse­n. Vielleicht wäre es viel klüger, weniger Steuern zu senken und mehr staatlich zu investiere­n – Stichwort Ausbau des öffentlich­en Verkehrs oder der Bildungsei­nrichtunge­n.

Was vorher verabsäumt wurde, ist nicht nachgeholt worden: So hat das Finanzmini­sterium unter Gernot Blümel (ÖVP) bisher keine Abschätzun­g der Wirkungen des Konjunktur­pakts vorgelegt. Auch die führenden Wirtschaft­sforschung­sinstitute Wifo und IHS haben keine Zahlen präsentier­t. Beide Institute erklären zwar, es ist wichtig und richtig, was die Regierung da tut. Aber aktuell ist das eher ein Bauchgefüh­l als eine wirklich fundierte Analyse.

Das gehört dringend geändert. Österreich legt gerade die größten staatliche­n Ausgabenpa­kete seit 1945 auf. Da gehört jede Maßnahme diskutiert und kritisch bewertet. Aktuell fehlen dafür die wichtigste­n Grundlagen.

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