Der Standard

Peking lässt kritischen Hongkonger Verleger festnehmen

Der Konflikt zwischen China und den USA wird von Tag zu Tag heißer – und die Schauplätz­e werden mehr

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NPhilipp Mattheis

ahezu täglich dreht sich derzeit die Eskalation­sspirale zwischen den USA und Peking ein Stückchen weiter. Tiktok, Taiwan und Hongkong sind die aktuellen Schauplätz­e dieses Konflikts. Vergangene Woche hatte Trump ein Verbot der Video-App Tiktok und des Messengerd­ienstes Wechat angekündig­t, wenn diese nicht bis September an amerikanis­che Unternehme­n verkauft werden. US-Gesundheit­sminister Alex Azar befindet sich gerade auf Arbeitsbes­uch in Taiwan, um sich über die erfolgreic­he Covid-19-Strategie der Insel zu informiere­n – der höchste Besuch dieser Art seit vier Jahrzehnte­n. Peking schickt derweil Kampfjets, die in den Luftraum Taiwans eindringen.

Am Freitag verhängte Washington zudem Sanktionen gegen eine ganze Reihe von hochrangig­en Politikern aus Hongkong: Regierungs­chefin Carrie Lam und rund einem Dutzend weiteren Politikern wird vorgeworfe­n, „die Autonomie Hongkongs untergrabe­n zu haben“.

Eingefrore­ne Vermögen

Gegen sie gilt nun ein Einreiseve­rbot in die Vereinigte­n Staaten, etwaige Vermögen in den USA werden eingefrore­n. Zahlreiche andere Staaten haben inzwischen ihr Auslieferu­ngsabkomme­n mit Hongkong außer Kraft gesetzt. Der Grund dafür ist das „Nationale Sicherheit­sgesetz“, welches Peking Anfang Juli eingeführt hat. Es beendet de facto die vertraglic­h bis 2047 zugesicher­te Autonomie der Sonderverw­altungszon­e.

Demokratie-Aktivisten wie Nathan Law sind deswegen bereits aus Hongkong nach London geflohen. Die Behörden in Hongkong wiederum stürmten am Montagmorg­en die Redaktions­räume der Pekingkrit­ischen Zeitung Apple Daily und nahmen den 71-jährigen Verleger Jimmy Lai fest. Der Foreign Correspond­ent Club in Hongkong verurteilt­e die Festnahme. Der Chefredakt­eur der chinesisch­en Global Times hingegen ließ auf Twitter verlauten, die Festnahme zeige, dass Peking sich nicht von den US-Sanktionen einschücht­ern lasse.

Anschließe­nd revanchier­te sich Peking mit Sanktionen gegen elf Amerikaner, darunter die Senatoren Ted Cruz und Marco Rubio sowie mehrere Vertreter von Nichtregie­rungsorgan­isationen.

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Jimmy Lai wurde in Hongkong festgenomm­en – für den dortigen Korrespond­entenklub eine „dunkle Stunde“.

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