Der Standard

Zähe Gespräche zu Netz-Hass

„Krone“warnt vor Einschränk­ung der Pressefrei­heit

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Wien – Die Verhandlun­gen zu den neuen Gesetzen gegen Hass im Netz scheinen sich zäh zu gestalten. Mehrere Gesprächsr­unden in den vergangene­n Wochen haben keine Einigung zwischen Türkis und Grün gebracht. Zuletzt war unter anderem noch offen, welche Unternehme­n von den neuen Regeln zur „Plattformv­erantwortl­ichkeit“betroffen sein sollen. Im Gespräch war sowohl eine von Edtstadler angekündig­te Nutzergren­ze als auch ein Anknüpfen am Umsatz der Unternehme­n – der auch weltweit bemessen werden könnte, was eine Ausnahme für österreich­ische Firmen erleichter­n würde.

„Mediale Komfortzon­e“

Für sie könnten umfangreic­he Moderation­spflichten inklusive Verfahren bei der Medienbehö­rde unadminist­rierbar ausfallen. Der Kro

ne liegt ein unbestätig­ter Entwurf des neuen Gesetzes vor, das Kolumnist Claus Pándi um die Meinungsfr­eiheit im Land fürchten lässt: Der Text erwecke „den Eindruck, als würden einige die Gelegenhei­t nützen, um in einem Aufwasch die mediale Komfortzon­e der Regierung zu erweitern. Dann trifft es nicht bloß die Irren im Netz, sondern auch die aufmerksam­en und besonnenen Kritiker, die Missstände in Politik, Bürokratie und Wirtschaft erkennen und beim Namen nennen.“Die

Krone könnte, je nach Ausgestalt­ung, genauso wie DER STANDARD von dem Gesetz betroffen sein.

Ernst Swoboda, Geschäftsf­ührer des Krone- eigenen Radiosende­rs

Kronehit warnt für diesen Fall vor einem „ungeheuren bürokratis­chen Aufwand“, was Meldungen, Verfahren und Berichtspf­lichten bei Posting-Beschwerde­n betrifft – auch wenn Krone und STANDARD schon jetzt beträchtli­che Ressourcen in die Moderation ihrer Foren stecken.

Zusätzlich ist in dem der Krone vorliegend­en Entwurf offenbar vorgesehen, dass nicht nur Postings, sondern auch redaktione­lle Artikel und Kommentare auf der Website des Mediums beeinspruc­ht werden und ihre Löschung verlangt werden kann. „Das ist für unabhängig­e Medien mit einer Ausrichtun­g, einer Blattlinie, völlig unvorstell­bar“, sagt Swoboda.

Er stößt sich auch an der Idee, dass eine Regierungs­behörde wie die Komm Austria Aufsicht über das Moderation­sverfahren in journalist­ischen Medienhäus­ern hat.

Nächste Runde am Dienstag

Aus den Büros von Verfassung­sministeri­n Karoline Edtstadler (ÖVP) und Justizmini­sterin Alma Zadić (Grüne) waren auf Anfrage der Austria Presse Agentur keine inhaltlich­en Auskünfte zu den Verhandlun­gen zu erfahren – nur so viel: Bei den von Pándi zitierten (und später auf Twitter veröffentl­ichten) Stellen handle es sich um keine aktuellen Entwürfe, die Verhandlun­gen seien gar nicht so weit fortgeschr­itten. Es sei aber nicht auszuschli­eßen, dass es sich um eingebrach­te Vorschläge aus den Verhandlun­gsrunden handeln könnte. Am Dienstag werden diese fortgesetz­t. (red, APA)

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